Freitag, 31. März 2023

MUNI modern

Seit 1999 ist MUNI eine Abteilung der San Francisco Municipal Transportation Agency (SFMTA), die für alle Verkehrsträger in der Stadt verantwortlich ist. Das moderne Gesicht zeigt sich in einem Netz von rund 80 Linien, auf denen rund 1.200 Fahrzeuge unterwegs sind. Alle Linien haben neben ihrer Nummer (bzw. Buchstaben bei der Stadtbahn) auch einen Namen, meist der der haupsächlich befahrenen Straße(n). Dieser wird neben dem Fahrziel am Fahrzeug auch immer angezeigt. Auf den wichtigsten Korridoren verkehrt neben der Stammlinie auch eine beschleunigte Linie, sog. Rapid. Zusätzlich gibt es noch Expresslinien. 

Für die hügelige Topografie sind Obusse natürlich ideal, und daher hat San Francisco nach Athen auch das zweitgröße Obusnetz der Welt. Die erste Linie wurde 1935 noch von der Market Street Railway eröffnet, heute verkehren insgesamt 14 Linien. Zum Einsatz kommen 185 Solo- und 93 Gelenkobusse des Typs New Flyer XT40 bzw. XT60. Da alle Busse auch über Traktionsbatterien verfügen, wurden auf einigen Abschnitten inzwischen die Fahrleitungen entfernt. 

An der Kreuzung Church & Market kreuzt die Linie 22 Filmore gemeinsam mit der Stadtbahnlinie J die Gleise der Linie F. Die Fahrleitungskreuzung passiert gerade New Flyer XT40 Nummer 5702.

Die Linie 1 California bedient die California Street, die den Cablecar mitten in Chinatown kreuzt. Im Hintergrund eine typische Steigung, die die Obusse meistern müssen. 

Die Linie 5R Fulton Rapid ist die eizige mit Obussen bediente Rapid-Linie. New Flyer XT60 7279 ist hier auf der Market Street stadtauswärts unterwegs. Man beachte die beiden Fahrleitungspaare für jede Richtung.

Am äußeren Ende der Fulton Street hat 7283 gerade die Endstelle Ocean Beach verlassen. Der äußere Abschnitt der Fulton Street wird nur von der 5R bedient, die dafür im inneren Bereich beschleunigt verkehrt.

Der konvetionelle Busfuhrpark von MUNI ist leider nicht sonderlich vielseitig, obwohl seit meinem Besuch batterieelektrische Busse mehrerer Hersteller beschafft wurden. Ansonsten sind aber auch hier so gut wie nur Busse von New Flyer unterwegs, sämtlichst in Hybridversion.
 
Von 2013 bis 2019 nahm Muni 370 New Flyer XDE40 in Betrieb, due heute das Rückgrat der Busflotte bilden. Wagen 8941 aus der letzten Serie ist hier am West Portal auf der Linie L Taraval unterwegs, die seit eingen Jahren im Schienersatzverkehr bedient wird.

Im riesigen Golden Gate Park gibt es tatsächlich zwei original holländische Windmühlen. Vor der einen ist der XDE40 mit der Nummer 8745 unterwegs.

Due gute Nutzung des ÖPNV spiegelt der hohe Anteil an Gelenkbussen wieder. Vom New Flyer XDE60 gibt es rund 270 Stück der Baujahre 2015 - 2018. 6553 ist hier am Civic Center auf der Market Street untwegs.

Die Linie 49 Van Ness ist eine der wichtigsten im MUNI-Netz. Zur Beschleunigung wurden auf der gesamten Länge der Van Ness Street mittige Busspuren eingerichtet. Auch hier fahren natürlich XDE60 wie Wagen 6719.
Nur die 30-Fuß-Busse kommen nicht von New Flyer (weil die keine haben...), sondern von BIA Orion. 2007 wurden 30 Orion 07.503 Hybrid geliefert, 8508 ist hier in Castro unterwegs. 

Das Stadtbahnnetz von Muni wird unter dem Namen MUNI Metro vermarktet. Es besteht aus aktuell sechs Linien, wobei die L mit Bussen bedient wird. Ende 2022 wurde die neue Central Subway eröffnet, seitdem fahren nicht mehr alle Linien durch den Market Street Tunnel. Die Strecken sind sehr unterschiedlich ausgebaut, teils mit Hochbahnsteigen und eigenem Gleiskörper, teils aber nur mit einfachsten Haltestellen im Straßenraum. Zum Einsatz kommen zwei Fahrzeuggenerationen, die von 1994 bis 2003 gelieferten Breda-Züge und die seit 2016 abgelieferten Siemens-Wagen. 

Auf der Linie J Church kommen Einzelwagen zum Einsatz, wie hier Breda-Zug 1464. Die älteren Breda-Wagen sind noch mit Rollbändern ausgestattet.

Auf der Linie N Judah ist Breda-Zug 1503 gerade an der Endstell Ocean Beach abgefahren. Die Haltestelle liegt direkt am Pazifikstrand - baden ist aber nicht, das Wasser kommt aus Alaska und ist saukalt!

Zweifelsohne der schönste Abschnitt ist die Steilstrecke der J Church im Bereich des Mission Dolores Park. Hier eröffnet sich hinter Siemens-Zug 2021 ein wunderbarer Blick auf die Innenstadt


Das Ende des Market Street Tunnels liegt passenderweise in West Portal. Da diese Gegend erst nach den Tunnelbau erschlossen wurde, hat sich der Name hierfür eingebürgert. Siemens-Zug 2039 verlässt die gleichnamige Station.




Donnerstag, 30. März 2023

California here I come!

Im letzten Jahr, im April 2022, führten mich meine Wege für gut zwei Wochen in den Golden State an der amerikanischen Westküste - nach Kalifornien. Mit 40 Millionen Einwohnern ist es der bevölkerungsreichste US-Staat, flächenmäßig immerhin noch der drittgrößte. Seine Ausdehnung von 1.200 x 400 km birgt sehr unterschiedliche Naturräume, von den 4.000ern der Sierra Nevada zu den Wüsten des Südens, den Redwood-Wäldern im Norden und einer langen Küstenlinie am Pazifik. Dazwischen liegt das Central Valley, nach wie vor der Obst- und Gemüsegarten der USA.

Erster Besuchspunkt war San Francisco. Die Stadt ist Mttelpunkt der Bay Area, das zweitgrößten Ballungsraums Kaliforniens mit rund 7 Millionen Einwohnern. In der Stadt selbst leben allerdings nur etwa 10% davon, da sie aber flächenmäßig nicht besonders groß ist, ist die Besiedlung ziemlich dicht. Gleichzeitig ist das Gelände sehr hügelig, was aber die Stadtplaner nicht davon abgehalten hat, die Straßen im landestypischen Blockraster anzulegen. Daraus resultieren teils extreme Steigungen. Beides führt dazu, dass der ÖPNV in San Francisco (wie auch im Rest der Bay Area) für amerikanische Verhältnisse gut ausgebaut ist und rege genutzt wird. Neben der regionalen BART-Metro wird das Netz innerhalb der Stadtgrenzen fast ausschließlich von der San Francisco Municipal Railway - kurz MUNI - betrieben. MUNI wurde 1912 gergündet, nachdem das verheerdende Erdbeben von 1906 die Stadt weitgehend zerstört hatte. 1944 übernahm man die Market Street Railway, die bis dahin alle privaten Straßenbahnbetreiber aufgekauft hatte. 

Das ÖPNV-Netz zeichnet sich durch eine große Vielfalt an Verkehrsmitteln aus, MUNI betreibt ein Stadtbahnsystem, eine Nostalgie-Straßenbahn, ein großes Obusnetz und etliche konventionelle Buslinien. Und natürlich das Wahrzeichen der Stadt schlechthin, die Cable Cars. Auch wenn diese heute hauptsächlich für Touristen auf nur noch drei Linien unterwegs sind, ist eine Mitfahrt insbesondere auf den Trittbrettern ein einmaliges Erlebnis. 

Die Powell-Mason und Powell-Hyde-Linien werden mit Einrichtungswagen bedient, die über Drehscheiben per Muskelkraft gewendet werden. Wagen 10 vom Baujahr 1893 (!) erklimmt auf der Powell Street gerade die nächste der vielen Steigungen.

Die meisten Wagen dieser beiden Linien tragen historische Lackierungen, wie auch Wagen 11, der in den Farben der Market Street Railway unterwegs ist. Auch Wagen 11 ist ein Originalfahrzeug von 1893.

Am Endpunkt der Powell-Hyde-Linie am Fishermans Wharf steht Wagen 15, ein Neubau aus dem Jahr 2009. Ursprünglich trug jede Linie eine eigene Lackierung, die Farbe der Powell-Hyde-Linie war gelb.

Auch nachts lassen sich die Cablecars schön ablichten, Wagen 26 vom Baujahr 1890 an der Endstelle Powell & Market. Er trägt die MUNI-Lackierung der Nachkreigszeit.

Die California Street Linie (Cal Cable) nutzt dagegen Zweirichtungswagen, die alle eine braun/blaue Lakierung tragen, so wie hier der 1996 gebaute Wagen 52.

Nicht minder interessant ist die Nostalgiestraßenbahn-Linie F (die Straßenbahnlinien werden traditionell mit Buchstaben bezeichnet). Sie war ursprünglich 1983 als Ersatzattraktion während einer Grundsanierung der Cablecars eingeführt worden, erfreute sich aber einer so großen Beliebtheit, dass MUNI sie dauerhaft beibehielt. Zum Einsatz kommen hauptsächlich Standardfahrzeuge des PCC-Typs aus den 30er und 40er Jahren, die in den Lackierungen verschiedener amerikanischer Städte unterwegs sind (alle Fahrzeuge unter www.streetcar.org). Für spezielle Anlässe stehen auch Fahrzeuge u.a aus Hamburg, Mailand, Melbourne oder Blackpool zur Verfügung. Die Strecke führt entlang der zentralen Verkehrsachse der Stadt, der - inzwischen teilweise autofreien - Market Street. Hier lagen ursprünglich sogar vier Gleise, zwei davon wurden Anfang der 80er Jahre jedoch in einen Tunnel verlegt. Im Jahr 2000 verlängerte man die Linie F bis zum Touri-Hotspot Fishermans Wharf

PCC 1080 präsentiert sich in den Farben der Los Angeles Transit Lines aus der Nachkriegszeit auf der zentralen Market Street. Er gehört dem breiteren PCC-Typ an und wurde 1946 an die Twin Cities Rapid Transit Co. in Minnesota abgeliefert.

Cheese! Die Lackierung der PCC der Philadelphia Rapid Transit Company wurde beeinflusst von der Verpackung des Frischkäses, der den Namen der Stadt trägt. Wagen 1060 stammt auch von dort, er wurde 1947 an die PTC mit der Nummer 2715 abgeliefert.

Wagen 1058 kommt zwar auch aus Phladelphia, trägt aber die Farben der Chicago Transit Authority. Abgelichtet an der Kreuzung Church & Market.

Eine sehr auffällige Lackierung trugen die Bahnen der Cincinnati Street Railway Co., in deren Farben Wagen 1057 durch San Francisco fährt. Er wartet hier an der Endstelle Castro.

Zum Schluss noch ein Original-MUNI-Fahrzeug. 1008 ist kein PCC, auch wenn er fast so aussieht. MUNI wollte nämlich Zweirichtungswagen haben und ließ sich solche unter Verwendung von PCC-Teilen bauen. Die 1948 abgelieferten Fahrzeuge erhielten den Spitznamen Torpedo. Aufgenommen in der Blockschleife am Fishermans Wharf.