Donnerstag, 30. April 2020

Quebec: Stadt der weiten Blicke

Das reguläre Busnetz der RTC, das unter dem Namen Le Bus läuft, hat Nummern im Bereich von 1-199. Besonders interessant dabei ist die Linie 11, die durch die historische Ober- und Unterstadt zum Fährterminal (Gare Fluviale) führt. Von der dortigen Endstelle kann man die Busse mit dem weithin sichtbaren Chateau Frontenac, einem von der Canadian Pacific Railway gebauten Luxushotel im Hintergrund ablichten. Ebenso zu sehen ist die Standseilbahn, die Ober- und Unterstadt verbindet.  

Nicht weniger als 59 der 135 RTC-Linien sind Expressbuslinien, die nur mit wenigen Fahrten im Berufsverkehr unterwegs sind. Sie tragen Nummern von 200-599 und verbinden die Wohngebiete mit der Innenstadt und anderen Nachfrageschwerpunkten wie der Universität.

Für die vielen Expressbuslinien wird in der Verkehrsspitze eine große Anzahl Fahrzeuge benötigt, dafür kommen vor allem ältere Busse zum Einsatz, diese werden vor der Wagennummer mit einem L (für Limité) gekennzeichnet, was heißt, dass sie vorwiegend für Spitzenleistungen verwendet werden sollen. RTC 0412 ist so ein Fahrzeug, hier am Gare du Palais, dem Fernbahnhof der Stadt.

Québec ist die Stadt der weiten Panoramen, auch jenseits des Flusses: Vor dem Hintergrund der Laurentides-Berge biegt RTC 1009 in die Avenue Honoré-Mercier ein. Der Bus trägt noch die bis 2012 verwendete Standardlackierung.

2013 adaptierte RTC die Métrobus-Lackierung auch für die übrige Flotte, wobei man statt grün blau verwendete. 1328 hat hier gerade den Gare Fluviale in der Unterstadt erreicht, im Hintergrund die schönen Altstadthäuser um die Place Royale.

Seit 2015 setzt man auch bei RTC auf die Hybridvariante des LFS, hier 1518 auf der Rückseite des Rathauses.

Der erste Hybrid-LFS war 1001 von 2010, er ist auch der einzige dieses Typs, der noch die alte Lackierungsvariante trägt.

Und zum Vergleich nochmal der gleiche Typ an der gleichen Stelle vor dem Grand-Théàtre in neuer Lackierung und in der 2015er-Version mit geklebten Scheiben und mehr Dachaufbauten.
Vorortbusse gibt es in Quebec nur auf sehr niedrigem Niveau. Die Corporation de Transport Régional de Portneuf (CTRP) betreibt zwei Linien mit je einem Fahrtepaar (morgens hin - nachmittags zurück) von Québec in mehrere Ortschaften westlich der Hauptstadt. Wagen 15-441, ein Bluebird TX4 tritt hier am Gare du Palais seine nachmittägliche Rückfahrt auf der Linie 2 an.


Mittwoch, 29. April 2020

Quebec: Wo der Fluss enger wird

Die Provinz Quebec hat ihren Namen von ihrer gleichnamigen Hauptstadt, in der Sprache der Algonquin bedeutet der Name "Wo der Fluss enger wird". Enger ist natürlich kanadisch-relativ, der Saint-Laurent verengt sich von einem mehrere Kilometer breiten und 1.400 Kilometer langen Meeresarm zu etwas, was man dann guten Gewissens als Fluss bezeichnen kann, auch wenn der immer noch einen Kilometer und mehr breit ist. 

Die Stadt Quebec wurde bereits 1608 vom französichen Entdecker Samuel de Champlain gegründet und war später das unbestrittene Zentrum von "Nouvelle France", bis es 1759 britisch-kanadisch wurde. Die Stadt ist unbedingt sehenswert, sie wirkt gar nicht nordamerikanisch, sondern könnte genau so gut in Nordfrankreich stehen, auch wenn die Häuser solider gebaut sind, um den Winter zu überstehen. Nach Eingemeindungen hat die Stadt rund 530.000 Einwohner, der Ballungsraum rund 850.000.

Für den ÖPNV im Stadtgebiet und einigen Nachbargemeinden ist die Société de transport de Quebec zuständig, deren Marktauftritt als Réseau de transport de la Capitale (RTC) stattfindet. RTC verfügt über rund 600 Busse, mit denen 135 Linien bedient werden. Die wichtigsten davon sind die sechs Metrobus-Linien, die in der 800er-Serie nummeriert sind und seit 2009 sukzessive eingeführt wurden. Sie verkehren im 5-15-Minuten-Takt an sieben Tagen die Woche. Auf den meisten Metrobus-Linien kommen grün/silber lackierte Nova-Gelenkbusse zum Einsatz. Ein Ersatz der wichtigsten Linien durch ein Stadtbahnsystem ist zwar geplant, kommt aber aktuell nicht voran.




Endpunkt der ersten Metrobus-Linie 800 sind die etwas außerhalb gelegenen Wasserfälle Chutes de Montmorency (s.o.), wo das Wasser über 80 Meter vom Kanadischen Schild in den St-Lorenz-Strom stürzt. RTC 0971 verlässt gerade die Endstation.

An den Metrobus-Linien gibt es mehrere gut ausgestattete Umsteigestationen mit geschlossenen und beheizten Warteräumen. RTC 1262 steht hier an der Station Bellevue, wo sich die Linien 800, 801 und 802 treffen.

2016 beschaffte RTC zur Verstärkung der Metrobus-Flotte 23 Nova-Hybridgelenkbusse, Wagen 1667 ist hier auf dem Boulevard René-Levesque unterwegs, ...

... während 1670 am Terminal Charlesbourg auf Umsteiger von den dort endenenden Lokallinien wartet.

Trois-Riviéres: Auf dem Königsweg nach Quebec

Von Montréal führt der Königsweg (Chemin Royal) am nördlichen St.-Lorenz-Ufer Richtung Atlantik. Auf halbem Weg in die Hauptstadt liegt Trois-Riviéres, die zweitälteste Stadt der Provinz und Zentrum der Kanadischen Holz- und Papierindustrie, die in den nördlich der Stadt gelegenen endlosen Wäldern ihre Rohstoffe findet. In der 150.000-Einwohner-Stadt konnte ich leider nur einen kurzen abendlichen Zwischenstopp einlegen, aber es reichte für ein paar Bilder. Den Busverkehr bedient die Société de transport de Trois-Riviéres (STTR) mit 14 Linien, wovon einige abends abweichende Nummern im 80er-Bereich tragen. Ungewöhnlich für Kanada übernimmt die STTR mit ihren Novas auch den Schulbusverkehr der Stadt, der anderswo üblicherweise mit den klassischen gelben Schulbussen gefahren wird.  

Bis 2008 verwendete die STTR diese rot/weiße Farbgebung, Wagen 0702 hier am zentralen Treffpunkt in der Innenstadt.

Seit 2009 sind die Busse weiß/blau/grün, wie LFS HEV (Hybrid Electric Vehicle) 1401, ...

... und LFS-Diesel 1203. Während meines Besuchs wurde die Innenstadt umgebaut, weshalb die Busse über Schotterpisten anfahren mussten.

Longueuil: Am Südufer des St.Lorenz

Südlich von Montréal auf der anderen Seite des St.-Lorenz-Stroms liegt die Stadt Longueuil, auch diese ist mit der Metro mit dem Stadtzentrum direkt verbunden. Den ÖPNV innerhalb des sehr weitläufigen Stadtgebietes bedient das Réseau de transport de Longueuil (RTL) mit nicht weniger als 92 Linien (davon etliche nur in der Spitze) und 431 Bussen. Die meisten Linien kommen am riesigen Busbahnhof an der Metro-Station (leider mit sehr schlechten Fotomöglichkeiten) zusammen, etliche bedienen aber auch direkt die Innenstadt von Montréal. 

Gleich den Endpunkt an der Metro erreicht hat RTL 20217, ein 2002er Nova LFS

2006 kaufte RTL vier Van Hool AG300, sie kommen auf Linien nach Montréal zum Einsatz, 20602 hat sein Ziel hier fast erreicht.

Die weiteren Gelenkbusse kommen natürlich von Nova, wie 21051 aus 2010.

RTL 21336 ist in Longueuil unterwegs.
 
Wie die anderen Betriebe im Raum Montréal setzt auch RTL inzwischen auf Hybridbusse von Nova. 21501 ist hier in Montréal auf einer Expresslinie zu sehen.

Neben Montréal, Laval und Longueuil betreiben auch noch einige andere Städte im Großraum eigene Buslinien, die vorwiegend dem Pendlerverkehr dienen. Für die südlich gelegene Stadt Saint-Jean-sur-Richelieu wird das Netz von Transdev betrieben, ebenso für die Stadt Sainte-Julie, deren Netz aber inzwischen von EXO verwaltet wird.

Transdev 3567257 ist ein Nova LFS in der eintürigen Überlandversion.

 Auf den Pendlerlinien kommen auch Reisebusse zum Einsatz, wie 8598259, ein Prevost X3-45 von 2009
 
Auch für Sainte-Julie setzt Transdev Nova LFS-Überlandbusse ein, so wie 3576248, hier in Longueuil.


Dienstag, 28. April 2020

Laval: Eine Insel weiter

Direkt nördlich von Montréal liegt auf einer weiteren vom St.-Lorenz-Strom und dem Ottawa River umflossenen Insel die Stadt Laval. Laval ist zwar nur eine Vorstadt von Montréal, mit 420.000 Einwohnern aber Quebecs drittgrößte Gemeinde. Das Zentrum von Laval ist mit Montréal durch die Metro verbunden, den Stadtverkehr organisiert die kommunale Société de transport de Laval (STL) mit 47 Linien und 335 Bussen, fast alle von Nova, obwohl 2019 einige New Flyer XE40-Elektrobusse abgeliefert worden sind. 

STL 0902 hat hier gerade den Endpunkt am Bahnhof Sainte-Dorothée erreicht.

STL 9708 war der älteste im Einsatz befindliche Bus, hier am Metro-Endpunkt Montmorency

Ab 2010 wurde diese Lackierung verwendet, gleichzeitig erhielten die Nova LFS ein Facelift, die Scheinwerfer wanderten dabei nach außen.

Für die Hybrid-LFS verwendet STL diese Lackierung, 1619 verlässt hier die Endschleife Sainte-Dorothée
Laval ist auch Anschlusspunkt für mehrere regionale Busnetze in den nördlich angrenzenden Regionen Lanaudiére und Laurentides. Alle fallen inzwischen unter das EXO-Netz, wurden 2018 aber noch unter den Marktauftritten Urbis und CIT Laurentides bedient. 

Das Urbis-Netz wird von Keolis betrieben, hier verlässt gerade Nova 29244 den Busbahnhof Montmorency.

Für das CIT Laurentides sind mehrere Unternehmen unterwegs. Bis 2013 fuhr man unter dem Markennamen SURF, der immer noch etliche Busse ziert, so wie Transdev 379219.


Die letzte Lackierung von CIT Laurentides zeigt Autobus Deux-Montagnes 15-1, ein BlueBird TX-4 am Bahnhof Deux-Montagnes.

Am gleichen Ort ist Nova 626 von Autobus Paquette unterwegs nach St-Eustache, dem Standort der NovaBus-Fabrik.

Montréal Suburbain

Vom Mont Royal (links) lässt sich ein Großteil des Ballungsraums um Montréal überblicken. Neben Montréal selbst sind die größten Städte Laval (420.000 Einwohner) und Longueuil (240.000 Einwohner). Beide haben eigene Verkehrsbetriebe, dazu in Kürze mehr. Für den sonstigen Regionalverkehr auf Schiene und Straße ist seit 2017 das Reseau de Transport Métropolitain zuständig, das unter dem Namen EXO firmiert. Zumindest theoretisch, denn im Frühjahr 2018 war von diesem Branding noch nichts zu sehen. 

EXO betreibt ein Vorortbahnnetz mit sechs Linien, von denen fünf mit Diesel-Wendezügen und eine, die Deux-Montagnes-Linie, elektrich betrieben werden. Neuerdings gibt es auch einige Bombardier-Zweikraftloks. Alle Züge fuhren 2018 noch mit dem Branding der Vorgängerorganisation AMT (Agence Metropolitaine de Transport).


Elektrotriebwagen 424 erreicht den Bahnhof Sainte-Dorothée auf der Deux-Montagnes-Linie

Zweikraftlok 1361 fährt in den Endbahnhof Deux-Montagnes ein.

EMD F59PH 1344 steht hier am Endbahnhof Lucien-l`Allier

Die EXO-Busnetze wurden vor 2017 von lokalen Aufgabenträgerverbänden, den Conseil intermunicipal de transport (CIT) verantwortet.  Auf den Bussen war auch 2018 noch ausschließlich deren Branding anzutreffen. Betrieben werden diese Netze von privaten Unternehmen, u.a. sind Keolis (an dem die staatliche Pensionskasse von Quebec maßgeblich beteiligt ist) und Transdev hier stark. Der Fahrplan ist sehr spitzenlastig und insbesondere auf den Pendlerverkehr von und nach Montréal ausgelegt.

Für das CIT Le Richelain ist Autobus La Quebecoise 2764 unterwegs, hier am Endpunkt in Montréal nahe des Gare Centrale.

Seltenheitswert haben New Flyer-Busse in Quebec, dieser XD40 der Groupe Transbus ist für das CIT Sorel-Varennes, das den Südosten der Metropolregion bedient, in Longueuil unterwegs.
Transbus 1241, ebenfalls in der Lackierung von CIT Sorel-Varennes ist ein New Flyer MD30, die nordamerikanische Version des ADL Enviro 200.

Ebenfalls in Longueuil trifft man auf das CIT Chambly-Richelieu-Carignan, das unter dem Namen BLUS firmiert. Betreiber ist Transdev Quebec, hier mit Nova LFS 3552236 (ja, wirklich siebenstellige Wagennummern, wobei die Ziffern 5 und 6 kleiner angeschrieben sind und wohl den Auftraggeber angeben)

Im Vorortverkehr der CITs kommen auch etliche Reisebusse zum Einsatz, hier Transdev 8006232, ein Prevost X3-45 ebenfalls im Einsatz für BLUS

Prevost X3-45 kommen bei Transdev auch für das CIT Roussillon zum Einsatz.


Für das CIT Sud-Ouest ist dieser MCI J4500 im Einsatz, er hört bei Transdev auf 809338

Montréal: Vive le Quebec...

... vive le Quebec LIBRE! - nachdem Frankreichs Präsident Charles de Gaulle dies auf dem Rathausbalkon von Montréal (links) gerufen hatte waren die franko-kanadischen Beziehungen auf Jahrzehnte hinaus gestört. Fakt ist: Quebec tickt französisch und eigenständig. Zwar sind die teils gewaltsamen Autonomiebestrebungen der 1960er und 1970er Jahre mittlerweile Geschichte, dennoch grenzt man sich sehr bewusst vom anglophonen Rest Nordamerikas ab, was sogar dazu führt, dass die bekannte Hähnchenbratkette aus den US-Südstaaten anders als im Rest der Welt als PFK - Poulets Frites de Kentucky firmiert.  

Unbestrittene Metropole - wenn auch nicht Hauptstadt - der Provinz Quebec (8,5 Mio. Einwohner, aber flächenmäßig drei mal so groß wie Frankreich) ist Montréal. Die Stadt selbst wurde 1642 strategisch günstig auf einer Insel im St.-Lorenz-Strom, der schiffbaren Verbindung zwischen Atlantik und den Großen Seen gegründet. Benannt ist sie nach dem Mont-Royal, der einzigen Erhebung im weiteren Umkreis, der sich mitten auf dieser Insel erstreckt. Montreal hat rund 1,8 Millionen Einwohner, die Metropolregion 3,8 Millionen. 

Für den ÖPNV auf der Insel ist die Société des Transports de Montréal (STM) zuständig. Sie betreibt vier Metrolinien, deren Züge nach - wie sollte es anders sein - französischem Vorbild gummibereift sind. Die gesamte Innenstadt ist zudem durch unterirdische Fußgängerpassagen erschlossen, um dem kalten Winter zu trotzen. Das Busnetz umfasst rund 170 Tages- und 20 Nachtlinien, der Fuhrpark kommt ausschließlich von NovaBus. Die Fahrzeuge tragen fünfstellige Nummern, von denen die ersten beiden Ziffern das Baujahr angeben (im Jahr 2000 wurde mit 20 begonnen). Etwas verwirrend ist die Tatsache, dass auf den Zielanzeigen nicht das eigentliche Fahrziel steht, sondern der Name der Hauptstaße, der die Linie folgt.

Die älteren Busse trafen diese blau/weiß/graue Lackierung, wie 26-048


Die ersten Hybridbusse von Nova kamen 2008, so wie 28-706

Ab 2009 wurde diese Lackierung zum Standard, 31-163 ist hier in der Altstadt am alten Hafen unterwegs.

Es sind auch einge NovaBus-Gelenkwagen im Einsatz, so wie 33-801

Seit 2016 werden nur noch Hybridbusse beschafft. Den namensgebenden Mont-Royal hat gerade 36-031 erklommen.


2018 waren noch drei verschiedene Zugtypen bei der Metro im Einsatz, die MR-63-Züge, die zur Eröffnung des systems 1963 geliefert wurden sind aber mittlerweile ausgemustert. Zug 81-732 steht hier an der zentralen Station Berri-UQAM


Nachfolger waren die MR-73-Züge, die ab 1976 in Dienst gestellt wurden, wie Zug 79-627.

Die neueste Generation sind die MPM-10, wie Zug 10-269 in der Station Jean-Talon.