Sonntag, 20. Juni 2021

EACL: Seit 1934 unterwegs nach Canico

Der kleinste Linienbusbetreiber auf Madeira ist die Empresa de Automóveis do Caniço, Lda (EACL), an dem die Fusions- und Übernahmewellen der letzten Jahrzehnte mehr oder weniger spurlos vorbei gegangen sind. Seit 1934 verbindet das Unternehmen Funchal mit seiner östlichen Nachbargemeinde Caniço. Zugute gekommen ist dabei ECAL sicherlich, dass in der Gemeinde seit Jahren vor allem im Tourismus intensiv entwickelt wird und sie heute nach Funchal und Camara de Lobos die drittgrößte Gemeinde Madeiras ist. Dementsprechend hat sich auch das EACL-Netz auf heute sieben Linien erweitert, auch wenn CCSG und SAM die Gemeinde ebenso bedienen. 

Der sehr gepflegte Fuhrpark der EACL umfasst 21 Fahrzeuge, hauptsächlich Scania, mit Aufbauten von Camo, UTIC und Mota. Alle Busse tragen die attraktive weiß/rot/graue Lackierung. Die EACL-Linien beginnen an der Seilbahn-Talstation in Funchal, wo auch die CCSG-Linien ihren Endpunkt haben.

Ältester gesichteter Bus und letzter beschaffter Volvo im EACL-Bestand ist B10M/UTIC Madeira 01-71-MA. Der Bus vom Baujahr 1988 verlässt hier Funchal.

In die Gegenrichtung ist 03-53-MA unterwegs. Der Scania K113CLB wurde Anfang 1989 zunächst mit einer UTIC-Karosserie abgeliefert, erhielt aber 2003 einen Neuaufbau von Camo.

Den größten Anteil an der ECAL-Flotte machen diese Scanias mit Camo-Helius-Aufbau aus. 31-12-MA ist ein L113CLB von 1996.

Im Zentrum von Caniço ist 47-78-MA unterwegs. Er stammt aus dem Jahr 2000 und ist schon auf dem Scania L94IB-Chassis aufgebaut.

Nach Camo durfte Mota die weiteren Aufbauten liefern, zunächst weiterhin auf Scania: 79-12-MA stammt aus dem Jahr 2006.

2008 lieferte Mota weitere Atomics mit erneut überarbeitetem Design, hier 86-GD-85.

Der neueste Atomic ist 98-OG-31 aus dem Jahr 2014. Er basiert auf Mercedes-Benz OC500, ein auf Madeira sonst kaum verbreiteter Bus.

Auch bei EACL kommen die neuesten Busse von Irizar. 03-XO-72 basiert wiederum auf einem Scania-Chassis.

Damit ist mein kleiner Madeira-Ausflug beendet. Die meisten Informationen kommen aus Ian Mannings exzellentem Buch The Bus Fleets On The Portugese Islands Of Madeira And The Azores (DTS Publishing 2007, ISBN 978-1-900515-23-8), ergänzt durch Angaben der portugiesischen Website www.transportes-xxi.net.

SAM, der Busbetrieb im Osten Madeiras

Der Südosten und Osten Madeiras ist die am dichtesten besiedelte Zone der Insel. Hier liegt auch der Flughafen, der trotz der gestrigen Niederlage natürlich weitherin den Namen von Inselidol Cristiano Ronaldo tragen darf. Die wichtigsten Städte in diesem Bereich sind Santa Cruz und Machico, ganz im Osten liegt zunächst das alte Walfangdorf Caniçal mit dem modernen Contairnerhafen und dahinter die urtümliche Felslandschaft der Ponta de Saõ Lourenço. 

Den Busverkehr in diesem Gebiet bestreitet die Sociedade de Automovéis da Madeira Lda. (SAM). Dass deren Linien deutlich ertragreicher sind als die von Rodoeste oder CCSG zeight sich am relativ modernen Fuhrpark des Unternehmens. Leider geht dieser mit dem Ersatz der attraktiven grün/gelb/weißen Fahrzeuglackierung durch ein langweiliges Weiß einher. Die SAM-Linien starten in Funchal am unternehmenseigenen Busbahnhof im Westen der Innenstadt, von wo die Busse dann zunächst die Stadt durchqueren. 

Die einzigen UTIC, die sich noch im Bestand der SAM befinden, sind diese Volvo B10M aus den Jahren 1991/92. 12-20-MA verlässt den SAM-Busbahnhof in Funchal.

Scanias machen einen Großteil der SAM-Flotte aus. 29-90-MD ist ein L113CLB/Camo aus dem Jahr 1996.

SAM setzt auch auf den relatriv kurzen Linien etliche Hochdecker ein, so wie 20-28-MA, ein Scania K113/Mota, der hier gerade die zentrale Haltestelle in Santa Cruz erreicht.

2001 wurden wieder einige Volvo B10M/Mota beschafft. 53-23-MA verlässt hier gerade Machico...

... während Schwesterfahrzeug 53-24-MA in Funchal unterwegs ist.

In langweiligem Weiß präsentieren sich inzwischen die meisten SAM-Busse. Volvo B12/Camo Minerva 43-95-MA von 1999 erreicht Machico.

Am alten Hafen von Caniçal ist 56-20-MA, ein MAN 18.410 HOCL/Camo Jupiter II aus 2002 unterwegs.

Wiederum einen Mota-Aufbau hat Volvo B12 53-78-MA aus 2001, hier in Santa Cruz.

Den Aerobus genannten Verkehr zwischen dem Flughafen und der Hotelzone von Funchal betreibt SAM mit zwei B12B/Sunsundegui Astral. Einer davon ist 63-QL-31 am Hafen von Funchal.

Die neuesten Busse bei SAM kommen von Scania/Irizar. AA-32-AH von 2020 konnte am Busbahnhof von Machico abgelichtet werden.

Dienstag, 15. Juni 2021

Spektakulär! Linie 81 nach Curral das Freiras

Eine der wenigen größeren Siedlungen im Inland Madeiras ist der Ort Curral das Freiras in einem Talkessel mitten zwischen den höchsten Bergen der Insel.  Der Ortsname bedeutet "Stall der Nonnen" und weist auf die Klarissinnen des Klosters Funchal hin, die hier vor Piratenangriffen Schutz fanden. Zugänglich war der Talkessel nur über den Pass Eira do Serrado, der spektakuläre (und hochgradig Steinschlag-gefährdete) Abstieg von dort durch die Felswand ganz rechts im Bild ist inzwischen durch einen Tunnel ersetzt und gesperrt. 

Trotzdem bleibt die Fahrt von Funchal auf Meereshöhe über Eira do Serrado auf rund 1.000 Meter und anschließend wieder hinab in den Talkessel eine der spektakulärsten Touren auf Madeira. Dies gilt umso mehr mit den CCSG-Bussen der Linie 81, auf der weitgehend B10M zum Einsatz kommen. 

Mein Fahrzueg für die Hinfahrt: Volvo B10M/Camo Riviera 1111 wurde 1992 noch vom Altbetreiber CASAL beschafft, hier im Zentrum von Curral das Freiras, wo es wirklich kaum einen ebenen Straßenabschnitt gibt.

Regelmäßig ist auch CCSG 1932 auf der Linie 81 zu sehen. Aufgebaut natürlich von Mota, wurde der Scania K113CLB 1989 an das Unternehmen Fernando e Marcelo abgeliefert, das 1997 auch von HF übernommen wurde.


Innerhalb von Curral das Freiras bedient die Linie 81 das gesamte lang gezogene und in mehreren Höhenstufen erbaute Dorf. Dabei geht die Strecke bis auf den Talboden und steigt anschließend wieder Steil bis zur Endstelle im Ortsteil Lombo Chão an. Mein Fortbewegungsmittel für diese Tour war Volvo B10M-55/Camo URB85 Nummer 1067 vom Baujahr 1983. Hier sind knapp 9 Minuten Video zum genießen...


In voller Schönheit bei der Kirche von Curral das Freiras: 1067 wurde ursprünglich von Transfunchal als Nummer 280 in Dienst gestellt und wurde 2002 in den Überlandverkehr umgesetzt.

Wenden in zehn Zügen...

... geschafft! Wendeplatz in Lombo Chaõ.

Carros de Sao Goncalo - in den Grünen Norden

Der Norden Madeiras liegt den Atlantikwinden zugewandt und bekommt daher viel mehr Regen ab als der Süden. Sattes Grün bestimmt hier das Landschaftsbild. Um auch auf der Südseite Landwirtschaft zu ermöglichen, bauten die Insulaner ein beeindruckendes Netz an Bewässerungskanälen, den sogenannten Levadas. Deren Wartungswege sind heute sehr beliebte, wenn auch nicht immer ganz ungefährliche Wanderrouten, da sie teils durch Einschnitte, in Felswänden oder durch enge, unbeleuchtete Tunnel führen. Größter Ort an der Nodküste ist Santana, wo es noch einige Exemplare traditioneller Inselhäuser mit weit heruntergezogenen Strohdächern gibt. Weitere sehr bunte Bauten hat man nachgebaut. 

Die Buslinien von Funchal über das Zentralgebirge in diese Region betreibt das Unternehmen Companhia dos Carros de Saõ Gonçalo (CCSG). Das Unternehmen ist eine Tochter von Horarios do Funchal, unter deren Namen das Netz auch vermarktet wird, auf Bussen und Fahrscheinen findet sich aber nur der Name der CCSG. 

Gegründet wurde der Betrieb bereits 1939 im gleichnamigen Vorort Funchals. Nach der Abgabe der Stadtlinien an Transfuchal 1983 blieben mehreren Betrieben nur wenige Überlandlinien, so dass 1997 die CCSG, die zwischenzeitich mit zwei weiteren Unternehmen eine gemeinsame Betriebsgruppe gebildet hatte, zusammen mit der Companhia dos Automoveis de Santo Antonio (CASAL) von HF übernommen wude. HF bildete dazu zunächst die Tochtergesellschaft Autocarros de Camacha, die später wieder den historischen Namen CCSG bekam. 2001 kam auch noch die Sociedade de Automoveis do Saõ Roque de Faial (SASRF) hinzu, die die Linien an die Nordküste einbrachte. 

Noch heute sind etliche Busse der übernommenen Unternehmen im Einsatz, die ehemaligen SASRF-Linien werden meist mit Hochdeckern betrieben. Die Lackierung ist silber/gelb/weiß, einige Hochdecker sind nur grau/weiß. Als einziger Überlandbetrieb verwendet CCSG Wagennummern, die im Unterschied zur HF-Stadtbusflotte vierstellig sind.

Vor allem auf den Linien von Funchal nach Osten kommen die Volvo B10M/Camo Flecha II zum Einsatz, die es sowohl mit Mittel- als auch mit Hecktür gibt. 1055 wurde von CCSG bereits vor der Übernahme durch HF im Jahr 1984 beschafft.

Aus der gleichen Serie stammt 1052, der hier das mit wunderschönen Bus-Wandgemälden geschmückte Rodoeste-Depot in Funchal passiert

Ebenfalls original CCSG ist Wagen 1101, ein Volvo B10M mit Aufbau von Salvador Caetano (es gibt auch identische Camo-Aufbauten). Er stammt vom Baujahr 1987.

1905 ist ein B12/Camo von 1996, der hier in Santana seine Wochenendruhe verbringt.

 Unter 1929 steckt dagegen ein Scania K113CLB, der 1994 von der SASRF beschafft worden war. Auch er steht in Santana, wie überhaupt die meisten Überlandbusse an Außenstellen stationiert sind.

Nein, kein O404, sondern ein Scania L113CLB mit Aufbau von Mota, Baujahr 1990. Aufgenommen in Arco Saõ Jorge.

Nach Übernahme durch HF beschafft man für die Überlandlinien 1998 zehn Volvo B10B mit Camo Jupiter-Aufbauten. 1704 legt sich in Santana in die Kurve.

Für die kürzeren Linien folgten 2001 vier B10M mit Marcopolo Allegro-Karosserien. 1201 steht abfahrbereit in Santo da Serra. Dies sind die neuesten Linienbusse bei der CCSG.

Ebenfalls von Marcopolo kamen 1999 drei Hochdecker auf DAF SB4000, 2002 erreicht hier Funchal.

Montag, 14. Juni 2021

Atomic und Alfredo - die übrige Rodoeste-Flotte

Rodoeste profitierte in den letzten Jahren besonders von den duch EU-Strukturfördermittel angebtriebenen Straßen- und Tunnelbau auf Madeira. An der Südwestküste reicht dioe ausgebaute Schnellstraße inzwischen fast bis an den westlichsten Punkt in Ponta do Pargo, zudem erspart de Schnellstraße zwischen Ribeira Brava und Saõ Vicente als wichtigste Nord-Süd-Achse den Weg über den Encumeada-Pass. Leider sind viele der schönen alten Küstenstraßen wegen Steinschlaggefahr inzwischen gesperrt.  

Ab der Jahrtausendwende kamen die neuen Busse von Rodoeste vermehrt auch von Irmaõs Mota aus Vila Nova de Gaia, obwohl auch weiterhin Camo-Aufbauten beschafft wurden. Mota-Busse tragen alle die Modellbezeichnung Atomic, auch wenn sie völlig unterschiedlich aussehen. Neben Volvo und MAN durfte auch Scania einige Chassis liefern. 

Die ersten beiden Atomic wurden 2001 abgeliefert. 52-27-MD trägt noch das alte...

... Schwesterfahrzeug 52-28-MD dagegen schon das neue Design.

Den im Folgejahr gelieferten Bussen spendierte man ein schnittigeres Design: 55-22-MD auf der Avenida do Mar in Funchal.

Diese Atomic-Variante wurde auf MAN-, Volvo- und Scania-Chassis geliefert. Die MAN-Version (auf 18.360 HOCL, Bj. 2005) repräsentiert 36-69-ZL an seinem Abstellplatz in Santa bei Porto Moniz.

20-CR-38 ist dagegen ein Scania K 340 IB von 2007.

Ebenfalls aus Vila Nova de Gaia gegenüber von Porto auf der anderen Douro-Seite stammt die portugiesische Automobildynastie Caetano. Bei Rodoeste kam aber nicht Salvador Caetano (die heutige Caetanobus), sondern Bruder Alfredo zum Zuge und durfte zwei Fahrzeugserien liefern. 76-07-ZZ ist ein Alfredo Caetano Fénix R auf MAN 18.360 HOCL.

2009 kamen nochmals drei Scania K340IB mit Aufbauten von Alfredo Caetano, diesmal vom Modell Cygnus.

Die neuesten Fahrzeuge von Rodoeste - wie übrigens auch der anderen Überlandbetriebe - kommen nicht mehr von portugiesischen Aufbauern, sondern von Irizar. 2013 lieferten die Basken vier i4 auf MAN-Chassis, hier 70-OF-87.

Ganz aktuell wurden auch einige Hochdecker Irizar i6 auf Volvo B8R-Chassis beschafft, die vor allem auf den langen Linien nach Porto Montz zum Einsatz kommen. In Porto Moniz steht der kurze AD-81-IP.


Sonntag, 13. Juni 2021

Fabor, Madeira und Helius - noch mehr UTICs und Camos bei Rodoeste

Mitte der 1980er Jahr ersetzte UTIC seinen Box-Aufbau durch etwas attraktivere Konstruktionen. Die Stadtbusse von Horarios do Funchal haben wir ja schon gesehen, im Überlandbereich lieferte UTIC aus dem Werk in Porto vor allem das Modell Fabor nach Madeira, zudem entwickelte man aus dem Europa den Madeira. Beide sind bei Rodoeste noch vorhanden.

Die ersten Fabors für Rodoeste, natürlich auf B10M, kamen 1987. 00-40-MD ist auf der Estrada Monumental im Hotelviertel von Funchal unterwegs.

Einige Fabors tragen die neuen Rodoeste-Farben, so wie 04-17-MD am Strand von Punta do Sol.

07-52-MD stammt aus dem Jahr 1990 und ist hier auf der Avenida do Infante in Funchal unterwegs. Er verfügt über eine schmale Mitteltür.

Im letzten Produktionsjahr von UTIC, 1992, wurde 14-95-MD abgeliefert.

Der einzige gesichtete UTIC Madeira, auch dieser natürlich auf B10M, war 01-72-MD vom Baujahr 1988, abegstellt in Praia Tabua.


Nach Produktionseinstellung bei UTIC beschaffte Rodoeste in den 90er Jahren vor allem Camo Helius auf Volvo- und MAN-Chassis. 18-33-MD ist der nummerisch erste von 1993.

28-97-VX ist auf einem kurzen Volvo B7R aufgebaut und stammt von 2004. Er steht hier auf seinem Abstellplatz oberhalb von Camara de Lobos. Der Zweck der Fahrertür ist hier eindeutig ersichtlich.

Vom Baujahr 1998 ist 41-32-MD, noch in der grau/rot/weißen Farbgebung in Funchal.

In den 2000er-Jahren wurde MAN wichtigster Chassislieferant von Rodoeste. Teil der 2002er-Lieferung war 78-70-UC, ein 18.410 HOCL/Camo Helius. 

Auch der Camo-Reisebusaufbau Minerva wurde von Rodoeste in mehreren Exemplaren beschafft, alle tragen die weiß/rot/beige Lackierung. 48-64-MD von 2000 basiert auf einem MAN 18.400 HOCL-A.