Dienstag, 30. November 2021

Mit dem Linkker zu Burg und Hafen

Turku besitzt eine der ganz wenigen mittelalterlichen Burgen in Finnland, gebaut wurde sie im 13. Jahrhundert zum Schutz von Hafen und Stadt und diente zweitweise als Sitz der schwedischen Statthalter, später dann aber auch als Schnapsbrennerei und Gefängnis. Noch heute ist die Burgstraße (Linnankatu) die Hauptachse der Stadt, auf ihr verbindet die Föli-Linie 1 das Stadtzentrum mit Burg und Hafen. Normalerweise wird viertelstündlich gefahren, nur sonntags zwischen 7 und 9 und zwischen 18 und 21 Uhr im Zehn-Minuten-Takt - dann ist nämlich Ankunft und Abfahrt der Schwedenfähren. Betreiber ist TuKL, die hierauf ihre sechs Linkker 13LE-Elektrobusse aus den Jahren 2016 und 2017 einsetzt. Linkker in Lahti war einer der ersten E-Bus-Hersteller, allerdings verbreiteten sich die Busse kaum über die finnischen Grenzen hinaus und so stellte man 2020 die Produktion kompletter Busse ein und konzentriert sich seitdem auf die Komponentenfertigung. 

TuKL Linkker 38 ist im Schatten der Burg unterwegs...

... während Schwesterfahrzeug 36 im Stadtzentrum Richtung Hafen fährt.

Teilwesie kommen auch Dieselbusse auf der 1 zum Einsatz, wie Scania K230UB OmniExpress LE Nummer 9, der gerade den Silja-Fährterminal ansteuert.

Auch vier 2011 gelieferte Volvo 7700 Hybrid hat TuKL im Bestand, Wagen 24 in der Eerikinkatu.

Selbstverständlich darf auch der Lahti Scala bei Föli nicht fehlen: TuKL 13 wurde 2007 auf einem Scania K230UB-Fahrgestell gebaut und 2013 aus Helsinki übernommen.


Savonlinja bedient für Föli insgesamt acht Linien und setzt dafür vorwiegend Scania K270UB/Lahti Scala-Dreiachser ein, so wie Wagen 836 vom Baujahr 2007.

Aus dem Jahr 2014 stammt Savonlinja 415, ein Volvo 8900LE 13 Meter.

Nur bei Savonlinja sind für Föli Scania Citywide LE Suburban im Einsatz, Wagen 70 wartet auf der nächtlichen Aurakatu auf seine Abfahrt.

Turku: Alte Hauptstadt und Tor zur Ostsee

Ganz im Südwesten Finnlands liegt Turku, schwedisch Åbo, mit 180.000 Einwohnern fünftgrößte Stadt des Landes. Jahrhundertelang war die 1229 gegründete Stadt politisches und kulturelles Zentrum Finnlands, vor allem aufgrund der güstigen Lage: Der Schärengürtel erstreckt sich über die Åland-Inseln bis nach Stockholm, so dass Turku quasi den natürlichen Brückenkopf zum damaligen schwedischen Mutterland darstellte. Noch heute ist die Stadt wichtigster Fährhafen nach Schweden und in die anderen Ostseeländer. Nach dem Verlust der Hauptstadtwürde 1812 und einem verheerenden Stadtbrand 1827 sank die Bedeutung der Stadt zunächst, heute die lebhafte Universitätsstadt mit ihren grünen Parks entlang des Stadtflusses Aurajokki aber wieder Zentrum des drittgrößten Ballungsraums des Landes. Die schwedische Minderheit ist nach wie vor stark, so dass die Region durchgehend zweisprachig ist.

Wie in den anderen Ballungsräumen gibt es auch im Raum Turku eine regionale ÖPNV-Regieorganisation, zu der insgesamt sechs Gemeinden gehören. Der Markauftritt läuft unter dem Namen Föli, was wie in Tampere aus dem lokalen Dialekt abgeleitet ist und "an Bord sein" bedeutet. Neben dem Busverkehr wird auch eine Wasserbuslinie in die Schären angeboten, ein Straßenbahnnetz ist in Planung. Die Busleistungen werden weitgehend ausgeschrieben, wobei wie in Tampere der kommunale Verkehrsbetrieb Turun Kaupunkiliikenne (TuKL) einen Teil der Leistungen fährt. Von den größeren Unternehmen sind Nobina, Savonlinja und Länsilinjat vertreten, größter Vertragspartner ist allerdings die Mittelstandskooperation L-S Liikennelinjat, eine Bietergemeinschaft aus den Unternehmen Muurinen, Nyholm, Jalobus, Turun Citybus und Turkubus. Daürber hinaus gibt es noch weitere kleinere Mittelständler. Die Busse sind gelb/weiß lackiert.

Zu L-S Likkennelinjat gehört Jalo Bus, Wagen 33 ist ein Volvo B12BLE 8700LE vom Baujahr 2010. Er biegt im Stadtzentrum von der Linnankatu in die Aurakatu ein.

Gemeinsam haben die L-S-Unternehmen dieses Jahr bei Yutong etliche E15 beschafft. Jalo Bus 92 ist hier in der Nähe des Puutori zu sehen.

Linjaliikenne Muurinen ist ebenfalls ein Teil der L-S-Bietergemeinschaft. Wagen 122 steht hier in der Aurakatu, die als provisorische Abfahrtsstelle für die meisten Linien dient, während der zentrale Kauppatori umgebaut wird. Der Bus ist ein Volvo 8700LE vom Baujahr 2007, der bis 2016 unter der Nummer 1178 bei Boreal in Norwegen lief.
 
Auch Muurinen hat 8700LE in der dreiachsigen Version, wie Wagen 105.

Der Volvo 8900LE ist natürlich auch in Turku verbreitet, Wagen 56 von Lijaliikenne Nyholm vom Baujahr 2016 verlässt den Matkahuolto-Busbahnhof.
Ein weiterer Partner bei L-S ist Turun Citybus. Wagen 6 ist ein Volvo 8500LE auf B12BLE 6x2, der 2009 gebaute Bus kam 2015 von Göteborgs Spårvägar nach Turku.

Ebenfalls von Turun Citybus kommt Scania Citywide LE Nummer 4, abgelichtet auf der Auransilta, der zentralen Brücke über den Auranjokki im Stadtzentrum.

Kleinster Partner bei L-S ist Turkubus, Scania Omnilink Nummer 1611 vom Baujahr 2008 kam 2019 ebenfalls aus Schweden, von Lysekils Busstrafik.

Montag, 29. November 2021

Rauma - ein Blick ins Skandinavien von Früher

Im Süden der Region Satakunta liegt Rauma, die drittälteste Stadt Finnlands. Gegründet wurde sie 1442, doch 1550 befahl König Gustav Vasa den Einwohnern, nach Helsinki umzuziehen, da seine Handelsmetropole im Süden einfach nicht wachsen wollte. Dadurch sank die Stadt zum unbedeutenden Provinznest herab, was allerdings dazu führte, dass die Altstadt mit ihren bunten Holzhäusern und den gepflasterten Gassen fast vollständig erhalten blieb. Inzwischen hat die Stadt wieder rund 40.000 Einwohner und wurde von der UNESCO darüber hinaus als Weltkulturerbe geadelt. In den Gassen der Stadt kann man sehr gut nachvollziehen, wie früher wohl die meisten skandinavischen Städte ausgesehen haben müssen. 

Für den Busverkehr in Satakunta ist größtenteils die Koiviston Auto-Tochter Satakunnan Liikenne zuständig. In Rauma betreibt man auch ein kleines Stadtbusnetz mit vier Linien. Viele Überlandlinien sind in das OnniBusFlex-Netz integriert, Satakunnan Liikenne bedient diese sowohl mit Fahrzeugen in der OnniBus-Lackierung als auch in der blau/weißen Version der Koiviston-Konzernfarbgebung.   

Auf dem Stadtbusnetz von Rauma kommen noch Fahrzeuge der Koiviston-Eigenmarke KABUS zum Einsatz. Wagen 98 ist ein TC4A4 vom Baujahr 2007, der seit 2020 in Rauma stationiert ist, vorher war er bei Koskilinjat in Oulu eingesetzt, bis 2014 lief er beim Mutterbetrieb in Lahti.

Wagen 42 ist ein Scania K114IB mit einem Lahti Eagle-Aufbau. Er wurde 2006 in Dienst gestellt und verlässt hier den Busbahnhof von Tampere.

Im OnniBusFlex-Einsatz in Rauma präsentiert sich Satakunnan Liikenne 43, ebenfalls ein Scania K114IB, aber mit Carrus Star 503-Aufbau vom Baujahr 2002.

Ein weiterer Lahti Eagle ist Wagen 47 vom Baujahr 2003, er trägt jedoch die OnniBusFlex-Lackierung, aufgenommen in Pori.

Auch Koiviston Auto hat Gebrauchtfahrzeuge im Bestand, Satakunnan Liikenne Nummer 53 ist ein Scania K360IB OmniExpress 340, in Dienst gestellt wurde er 2009 von Vänersborg Linjetrafikk in Westschweden. Die Koiviston Auto-Gruppe übernahm ihn 2016 und setzte ihn zunächst im südfinnischen Porvoo ein, bevor er Anfang diesen Jahres zu Satakuntan Liikenne kam.

Ein Kabus TC6Z3 ist Wagen 104, der 2005 gebaut wurde. Er steht hier am momentan provisorischen Busbahnhof von Rauma.

Freitag, 26. November 2021

Pori - Hafenstadt nicht (mehr) am Meer

Rund 110 km westlich von Tampere liegt die 83.000-Einwohner-Stadt Pori, Hauptort der Region Satakunta. Obwohl sie bereits 1558 als schwedisches Björneborg gegründet wurde, ist nicht viel historisches erhalten, was an mehreren Stadtbränden liegt, die man nutzte, um die Stadt jeweils dem zurückweichenden Meer "nachzubauen": Finnland hebt sich hier als Spätfolge der letzten Eiszeit rund einen Meter pro Jahrhundert, und so liegt Pori heute rund 20 km von der offenen Ostsee entfernt. Trotzdem ist es wichtige Hafen- und Industriestadt geblieben und bekannt für sein jährliches Jazzfestival.  

Pori hat einen eigenen kommunalen Verkehrsbetrieb, Porin Linjat, der mit rund 50 Bussen und einem etwas unübersichtlichen Liniennetz den ÖPNV in der Stadt versorgt. Zentraler Knotenpunkt ist der von Betonhochäusern umstandene Marktplatz (Kauppatori). Die Lackierung der Busse, die alle von Scania kommen, ist weiß/beige/türkis. 

In Pori stellen die Lahti Scala immer noch die Mehrheit der Fahrzeuge, v.a. in der 13-Meter-Zweiachsvariante. Wagen 1 auf Scania K230UB vom Baujahr 2008 steht am Bahnhof.


In der Innenstadt ist dagegen Wagen 14 unterwegs, der noch zwei Jahre älter ist und auf Scania L94 UB basiert. Seinerzeit war in Finnland bei Stadtbussen oftmals nur die Anzeige der Liniennummer üblich.

Beim Baujahr 2012 bekamen die Scalas dann schon richtige Zielanzeigen, so wie bei Wagen 27, der am Kauppatori abfährt.

Wagen 37 ist ein 12 Meter langer Scala auf Scania K230UB. Er kam 2014 gebraucht von Stadsbussen i Mariehamn auf den Åland-Inseln.

In den letzten Jahren wurden mehrere Scania K250UB Citywide LE beschafft, Wagen 15 stammt aus 2019, abgelichtet am Kauppatori.

Vor allem die kleineren Betriebe in Finnland setzen gerne auf Gebrauchtbeschaffungen aus ausgelaufenen Verkehrsverträgen in anderen skandinavischen Ländern. Wagen 42 kam 2015 von Uddevalla Omnibus aus Westschweden (dort Nummer 174) nach Pori. Es ist ein Scania K270IB mit Vest Contrast-Aufbau.

Pori Linjat 41 hat ebenfalls einen Vest-Aufbau, aber einen vom Typ Center H. Der 2007 gebaute Scania K270UB kam 2016 von Nettbuss aus Norwegen.

Die Linie 1 von Porin Linjat verbindet im 20-Minuten-Takt Universität und Innenstadt mit dem Bahnhof zum Sondertarif von 1 €. Zum Einsatz kommen Kleinbusse vom Typ Iveco Daily/Rosero First wie Wagen 23 am Kauppatori.


Die neue Straßenbahn in Tampere

Mein Besuch in Tampere fiel mit der - coronabedingt leider sehr übersichtlichen - Eröffnung der neuen Straßenbahn in Tampere zusammen. Anders als viele andere ähnlich große Städte hatte Tampere nie einen Straßenbahnbetrieb erster Generation, allerdings von 1948 bis 1976 einen Obusbetrieb. Zunächst war für die Region ein Tram-Train-System geplant, das in der Innenstadt unterirdisch geführt werden sollte. Dies scheiterte aber an zu hohen Kosten, so dass man schließlich auf eine konventionelle Straßenbahn mit zwei Linien umschwenkte, deren zentraler und östlicher Teil am 8.9.2021 in Betrieb genommen wurde. Linie 1 verbindet den Sorin Aukio am östlichen Innenstadtrand mit dem Universitätskrankenhaus TAYS und ist nur rund 4 km lang. Die rund 12 km lange Linie 3 durchmisst die Innenstadt ab dem Pyynikintori bis zum Hauptbahnhof auf der zentralen Häämenkatu und führt weiter in die Vorstadt Hervanta, wo sich ebenfalls Universitätseinrichtungen befinden. Interessanterweise hat die Straßenbahn einen komplett eigenständigen Marktauftritt als Tampereen Ratikka, ist aber komplett in das Nysse-Netz integriert, das zur Betriebsaufnahme erheblich umgestaltet wurde. Betreiber ist für zehn Jahre die Staatsbahn VR. Als Farbgebung für die zunächst 19 Skoda Transtech-Gelenktriebwagen wurde ein dunkles Rot gewählt, das die Industriearchitektur der Stadt widerspiegeln soll. 

Zur leider ziemlich verregneten Eröffnungsfeier am 8.9.21 wurden die Straßenbahnzüge auf der Häämenkatu nebeneinander aufgestellt.

An Folgetag startete der reguläre Betrieb, hier Wagen 07 auf der Häämensilta...
 
... und Wagen 18 in Hervanta.

Ebenso wie die Straßenbahn nicht im Nysse-Design verkehren mehrere ein- und ausbrechende Regionalbuslinien, die von ihren Betreibern eigenwirtschaftlich bedient werden. Innerhalb des Nysse-Gebietes wird der Nysse-Tarif aber anerkannt. 

Einer dieser Regionalbusbetreiber ist Luopisten Linja aus dem ganz im Osten Pirkkanmaas gelegenen Kyynärö. Deren Linien werden bei Nysse unter der Nummer 43 geführt. Wagen 8 ist ein 2011 gebraucht beschaffter Volvo B10M/Carrus Star 302, aufgenommen am Koskipuisto in Tampere.

Südlich von Tampere liegt Valkeakoski, dort ist Valkeakosken Liikenne beheimatet, deren Linien auch teilweise in das Nysse-Tarifsystem integriert sind. Wagen 26, ein Scania K360IB OmniExpress 340 vom Baujahr 2011 verlässt den Busbahnhof Tampere Richtung Orivesi.

Valkeakosken Liikenne betreibt darüber hianus noch eine ziemlich häufig verkehrende Fernbuslinie zwischen Tampere und Helsinki. Volvo B11R 9700S Nummer 5 erreicht den Kamppi-Busbahnhof in der Hauptstadt.


Mittwoch, 24. November 2021

Blaues Wasser und Blaue Busse

Obwohl Tampere die größte Stadt Skandinaviens ist, die nicht am Meer liegt, ist Wasser hier das wichtigste Element: Fast ein Viertel der Stadtfläche wird von über 180 Seen gebildet und das Stadtzentrum liegt gleich an zweien davon. Zudem ist Tampere einer der wichtigsten Verkehrsknoten Finnlands: Die Bahnlinien von Helsinki nach Norden und von Turku nach Osten treffen sich hier und so gibt es stündlich Rundumanschlüsse. Auch im Fernbusverkehr ist die Stadt dank seiner Lage an der Kreuzung wichtiger Hauptstraßen gut angebunden.

Nysse wurde 2006 als Regieorganisation der Stadt gegründet, nachdem TKL seit 1948 für den Busverkehr verantwortlich war, seit 2011 ist man auch regional aktiv. Heute umfasst das Netz rund 100 Linien, wobei Vorstädte wie Nokia, Ylöjärvi oder die Papierindustriestadt Valkeakoski einerseits durch Schnellbuslinien an Tampere angebunden sind, andererseits auch eigene lokale Linien besitzen.

Wie Länsilinjat ist auch Paunu stark im Fernbusverkehr engagiert, für Nysse betreibt man aber auch etliche Stadtbuslinien. Der Fuhrpark besteht auch hier größtenteils aus Volvos, wobei die 8700 LE noch einen beträchtlichen Teil ausmachen. Wagen 157 vom Baujahr 2011 erreicht hier den nächtlichen Keskustori.

Von seiner sonnigen Seite zeigt sich dagegen der ein Jahr ältere 117 am Stadtpark Koskipuisto.

Die 13-Meter-Version des 8700LE repräsentiert Wagen 125 vom Baujahr 2009, der auf der zentralen Hämeenkatu gerade den Tammerkoski überquert.

Die 8900LE von Paunu haben als einzige eine weiße Frontmaske, der 207 in Dienst gestellte Wagen 113 ist im Vorort Hervanta unterwegs.

Eigentlich ein Reisebusbetrieb ist Pirkanmaan Tilausliikenne aus Ylöjärvi. Für Nysse ist man aber in großem Umfang im ÖPNV unterwegs. Wagen 6 ist ein Volvo 8500LE vom Baujahr 2008, ein in Tampere seltener Typ.

Eher normal ist dagegen Wagen 54, den Pirkanmaan Tilausliikenne 2020 von Transdev in Helsinki übernommen hat. Die Reste der HSL-Lackierung sind noch sichtbar.

Neben Paunu setzt auch Pirkanmaan Tilausliikenne einige VDL Citea LLE 120 für Nysse ein, so wie Wagen 6 aus dem Jahr 2017 am Koskipuisto.

2018 und 2019 beschafft Pirkanmaan Tilausliikenne nicht weniger als 32 Scania Citywide LE Suburban für die Nysse-Verkehre. Wagen 24, aufgenommen in Tesoma, in zweiachsiger...

... und Wagen 43 am Pyynikintori in dreiachsiger Ausführung.