Nur drei Fährstunden südlich von Helsinki liegt die estnische Hauptstadt Tallinn. Grund genug, ihr im Rahmen eines Tagestrips während meiner Finnlandtour letzten Sommer einen Besuch abzustatten. Noch vor Helsinki und St. Petersburg war die Stadt, damals noch unter dem deutschen Namen Reval, die Metropole des nordöstlichen Ostseeraumes. Gegründet im 11. Jahrhundert enwickelte sich die Stadt unter Oberhoheit Dänemarks und später des deutschen Ordens zum wichtigsten Handelsplatz und einer der frühesten Hansestädte der Region. 1918 wurde Tallinn Hauptstadt des unabhängigen Estlands, das im zweiten Weltkrieg von der Sowjetunion anektiert und erst 1991 wiederhergestellt wurde. Die wunderbare mittelalterliche Altstadt blieb fast vollständig erhalten, aufgeteilt in den Domberg mit Regierungsviertel und evangelischer wie orthodoxer Kathedrale und zu dessen Füßen die Unterstdt, wo das wirtschaftliche Herz pulisierte. Heute präsentiert sich die Stadt als durch und durch europäische Metropole, die sowjetische Vergangenheit ist kaum mehr spürbar.In Deutschland machte der ÖPNV in Tallinn zum einen durch den Einsatz von Omnibus-Anhängerzügen auf sich aufmerksam, zum anderen als man den Verkehr - allerdings nur für die Einwohner der Stadt - kostenlos machte. Betreiber des Stadtverkehrs ist die kommunale Tallinna Linnatranspordi AS (TLT), die 2012 aus der Fusion des Omnibusbetriebes TAK (Tallinna Autobusskoondis) und des Straßenbahn- und Obusbetriebs Tallinna Trammi- ja Trollibussikoondise AS entstand. TLT betreibt je vier Straßenbahn- und Obus- sowie rund 70 Buslinien. Wie seinerzeit in der Sowjetunion üblich verwenden alle Betriebszweige eigene Liniennumernkreise, die jeweils mit 1 beginnen, so dass es die gleiche Liniennummer als Bus-, Obus- und Tramlinie gibt. Ebenso aus sowjetischen Zeiten stammt die Tradition, dass alle Betriebszweige eine eigene Farbgebeung haben. Bei TLT wird hier zwar ein einheitliches Design verwendet, Straßenbahnen tragen dieses jedoch in orange, Obusse in blau und Busse in türkis.
Das Obusnetz wurde 1965 eröffnet und in den letzten Jahren deutlich verkleinert, so dass heute nur noch der Stadtteil Mustamäe mit dem Stadtzentrum verbunden wird. Der Obusfuhrpark besteht inzwischen aus mehreren Serien Solaris Trollino, sowohl in der Solo- als auch in der Gelenkvariante. Die E-Ausrüstungen kommen von Ganz oder Skoda.
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Letzter vorhandener Skoda 14Tr ist Wagen 307 vom Baujahr 1989. Im Planeinsatz ist er nicht mehr, ich konnte ihn allerdings im Stadtteil Pelgulinn auf einer Sonderfahrt für eine Kindergruppe aufnehmen.
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Ein Teil der Soloobusse trägt noch den alten Karosseriestil des Urbino. Der 2004 gelieferte Wagen 325 wendet hier soeben am Hauptbahnhof Balti Jaam.
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2007 und 2010 folgten nochmals 14 Trollino 12 in der neuen Bauform. 339 war der letzte der 2007er-Serie am Freiheitsplatz (Vabaduse väljak), der südlichen Begrenzung der Altstadt.
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Insgesamt 19 Trollino 18 ergänzen den TLT-Obuspark. 443 wurde 2009 geliefert und befährt hier den Kaarli Boulevard.
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Das rund 20 km lange Straßenbahnnetz, das in Kapspur (1067 mm) ausgeführt ist, erschließt nur die inneren Vororte. Eine Pferdebahn fuhr in Tallinn ab 1888, auf elektrischen Betrieb wurde erst 1925 umgestellt. Heute besteht der Fuhrpark aus diversen Varianten des Tatra KT4, sowohl neu gelieferte als auch aus Deutschland (Erfurt, Gera und Cottbus) übernommene. Zudem wurden 2014 20 CAF Urbos abgeliefert. Die KT4 sollen in den kommenden Jahren durch neue Wagen von PESA ersetzt werden.
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Noch in der alten TTTK-Lackierung präsentiert sich KT4SU von 1986 am zentralen Viru väljak.
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TLT 178 ist dagegen ein KT4D, der bereits in seinem früheren Leben als Erfurter Wagen 506 modernisiert wurde, bevor er 2013 nach Estland kam.
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Einige KT4 sind im brandenburgischen Mittenwalde zu KTNF6 umgebaut worden. Auch das Spenderfahrzeug für TLT 148 kam 2003 aus Erfurt (Wagen 494), hier am Vabaduse väljak aufgenommen.
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Für die letzten Umbauten wählte TLT ein "retro-design" mit neuer Front und Holzlängsbänken innen. Aus dem ex-Geraer KT4D 328 wurde so 2017 bei Inekon in Tscheichien der KT4TMR 142. Etliche Straßenbahnwagen tragen die (Vor-)Namen bedeutender Persönlichkeiten der Stadtgeschichte. |
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Die Urbos AXL fahren vor allem auf den Linien 1 und 3. Erstere befährt das Glacis vor dem Margarethentor, dem mächtigsten Stadttor. Dort ist gerade Wagen 511 unterwegs.
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