Donnerstag, 1. August 2024

Andorra - Kuriosum in den Pyrenäen

Hoch in den Pyrenäen zwischen Frankreich und Spanien liegt der flächenmäßig größte der europäischen Zwergstaaten - Andorra. Mit einer mittleren Seehöhe von knapp 2.000 Metern ist man zudem das höchstgelegene Land Europas. Die Legende besagt zwar eine Gründung des Landes durch Karl den Großen, tatsächlich gibt es Andorra in seiner heutigen Ausdehung aber erst seit 1278. Damals sahen die Bischöfe der katalanischen Landschaft Urgell und die Grafen von Foix, dass ein Krieg um dieses karge Hochtal mit wenigen hundert Einwohnern kaum lohnenswert wäre und einigten sich dementsprechend auf eine gemeinsame Verwaltung. Bischof und Graf nahmen jeder den Titel eines Co-Fürsten (Co-Princeps) an. Diese Staatsform hat bis heute Bestand, wobei allerdings inzwischen der französische Staatspräsident den Platz der Grafen von Foix übernommen hat. Erst seit 1993 gibt es eine demokratische Verfassung und entsprechend gewählte Gremien, seitdem ist Andorra auch als voll souveräner Staat international anerkannt. 

Obwohl der Euro die Währung ist, ist Andorra kein EU-Mitglied und auch kein Mitglied der Zollunion, da man einen Gutteil des BIP mit dem Handel mit zollfreien Waren verdient. Vor allem die Haupstadt Andorra-la-Vella und das gen Frankreich gelegene Pas de la Casa wirken dementsprechend teilweise wie ein überdimensionierter Duty-Free-Shop. Das Land umfasst den Oberlauf des Flusses Valira, der sich gegen Katalonien hin öffnet. Catalá ist dementsprechend auch Amtssprache und überhaupt wirkt alles sehr viel spanischer als französisch. Politisch ist Andorra in sieben parrochias (Gemeinden) eingeteilt, neben der Haupstadt sind dies Canillo, Encamp, Ordino, La Massena, Escaldes-Engordany und Sant Julia de Loria. In diesen leben zusammen inzwischen fast 90.000 Einwohner, die Bevölkerung ist in den letzten Jahrzehnten massiv gewachsen.

Verkehrlich war Andorra über Jahrhunderte nur über schmale Saumpfade erreichbar, eine Eisenbahnverbindung oder einen Flughafen gibt es bis heute nicht. Daher wundert es kaum, das auch der öffentliche Buslinienverkehr relativ spät in das Pyrenäenland kam. 1956 eröffneten der Unternehmer Climent und die Gebrüder Pol eine erste Buslinie von Andorra-la-Vella nach Escaldes. Der Fimenname Clipol bürgerte sich bald als allgemeine Bezeichnung für Linienbusse ein. Konkurrenz bekam Clipol 1967 durch Gründung der Cooperativa Interurbana Andorrana - oder kurz Interurbana - die in den 1970er Jahren die meisten Linienkonzessionen im Land übernahm. 1994 wurde sie von einer Genossenschaft in eine Aktiengesellschaft umgewandelt. 

Bis 2019 betrieb Interurbana das gesamte regionale Busnetz mit Ausnahme einzlner Linien in den Gemeinden und das grenzüberschreitenden Verkehrs. Zum 2. September 2019 erfolgte eine Neuvergabe der Konzessionen in drei Losen, wobei sich Interurbana mit der spanisch-britischen Alsa (National Express) in der Bietergemeinschaft Coopalsa zusammentat, die die beiden nördlichen Lose mit den Linien 2-6 und einer neuen Ringlinie gewinnen konnte. Die Linie 1 und die parallele Expresslinie e gingen an Autocars Nadal, die andorranische Tochter des spanischen Fernbusbetreibes Julia. Alle Busse auf dem nationalen Netz sind inzwischen in einer melonengelben Lackierung unterwegs. Da seit der Neuvergabe die andorranischen Einwohner den ÖPNV mit einer entsprechenden Berechtigungskarte kostenlos nutzen wurden auf allen Linien erhebliche Taktverdichtingen durchgeführt.

Coopalsa hat etliche Busse aus den Beständen von Interurbana übernommen, so acuh MAN 14.220 HOCL/Unvi J 1117, der hier an der Endstelle Arinsal der Linie 5 in La Massena steht.

Überhaupt erfreuen sich MAN in Andorra größerer Beliebtheit, die neueren Fahrzeuge wurden mit Werkskarosserien beschafft. Auf der im 15-Minuten-Takt verkehrenden Linie 6 ins auf 1.300 m.ü.M. gelegene historische Dorf Ordino kommen gerne A20 zum Einsatz, so wie P 5840, der hier gerade die Talfahrt in die Haupstadt antritt.

Die Linie 2 bedient ebenfalls alle 15 Minuten den dicht besidelten Talboden zwischen Andorra-la-Vella und Encamp. Hierfür läuft u.a. MAN A21 M 8692.

Einen A78 hat es auch: M 3991 auf der Pont Prat de la Creu im Stadtzentrum der Hauptstadt.

Neben den 12-Meter-Bussen stehen auch einige MAN A47 bei Coopalsa im Einsatz. L 6620 auf der Avinguda Consell d´Europa

Auf der anderen Seite des Passes Port d´Envalira liegt Pas de la Casa direkt an der französischen Grenze. Bis hierhin fährt halbstündlich die Linie 4, die bis Soldeu durch die Linie 3 verstärkt wird. Auf beiden Linien kommen aufgrund von Topografie und Reisezeit Überlandbusse zum Einsatz. MB Intouro N 5067 verlässt hier gerade Pas de la Casa Richtung Hauptstadt...

... wo MAN Lion´s Regio M 6048 bereits angekommen ist.

Setra S 415 UL Business R 2018 startet bei letztem Licht an der Estacio National des Autobuses, wo alle Coopalsa-Linien und auch die meisten Fernbusse enden, Richtung Berge.

In Pas de la Casa abgesetllt präsentiert sich MAN 18.380 HOCL / Beulas Spica L 1248.

Auf der Linie 2 kommen auch einige Citaro C2 zum Einsatz, so wie P 9801

Und auch ein Conecto LF ist vorhanden in Form von P 6161, auch dieser für die Linie 2.

Die Ringlinie LC verbindet Teile von Andorra-la-Vella und Escades-Engordany. Hier kommen von Car Bus Spica aufgebaute MB Sprinter mit Niederflurheck wie K 9363 zum Einsatz.


Gegenüber dem Coopalsa-Fuhrpark ist der von Autocars Nadal relativ langweilig, 2019 wurden zur Betriebsaufnahme 12 Iveco Crossway LE beschafft. Die von Nadal betriebene Linie 1 bedient als einzige die kleine Altstadt von Andorra-la-Vella, wo Crossway Nummer 10 an der Placa Princep Benelloch zu sehen ist. 

Andere Busse sind in der blau/weißen Nadal-Version der Julia-Konzernlackierung gehalten, so wie MAN Lion´s Intercity R 2830.

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