Freitag, 8. März 2024

Belgrad: Die weiße Burg an Donau und Save

Meine erste größere Tour 2024 führte mich im bereits frühlingshaften Februar für einige Tage nach Serbien. Basis war erstmal die Hauptstadt Belgrad, die an der Mündung der Save in die Donau liegt. Entwickelt hat sie sich um den Kalemegdan-Hügel, der schon vor 6000 Jahren besiedelt war. Unter dem Namen Singidunum war es eine wichtige römische Siedlung, die Slawen nannten es dann Bely Grad (= Weiße Burg). Später wechselte dann die Stadt immer wieder zwischen dem osmanischen und dem habsburgischen Reich, oftmals war die Save die Grenze zwischen beiden. 1918 wurde Belgrad Hauptstadt des Königreiches der Serben, Kroaten und Slowenen (SHS), später Jugoslawien. Aufgrund seiner strategischen Lage wurde Belgrad in seiner Geschichte mehr als 30 mal zerstört, der letzte Angriff erfolgte durch die NATO 1999 im Kosovo-Krieg. Obwohl in Folge das diktatorische Milosevic-Regime gestürzt werden konnte, schmerzt diese Bombardierung die Belgrader bis heute. Dementsprechend gibt es wenige wirklich historische Gebäude und die Altstadt ist ein bunter Mix an Architekturstilen. Nach dem zweiten Weltkrieg entstand unter Tito am flachen Nordufer der Save die sozialistische Musterstadt Novi Beograd. 

Heute hat Belgrad rund 1,35 Millionen Einwohner, wobei viele davon in Novi Beograd leben. Belgrad ist damit die größte Stadt Europas ohne ein U-Bahn-Netz (ein solches ist aber im Bau). Da auch die Schieneninfratruktur in den letzten Jahren eher verschlimmbessert wurde - so wurde der zentrumsnahe Hauptbahnhof durch einen schlecht an den ÖPNV angebundenen neuen Bahnhof Beograd Centar ersetzt, der trotz seines Namens alles andere als zentral liegt - ist der Bus heute das Hauptverkehrsmittel in der Stadt. Es gibt zwar auch ein Straßenbahnnetz, dieses ist aber verhältnismäßig klein. Unter dem Namen Beograd Prevoz (=Verkehr) wird ein einheitliches ÖPNV-Netz angeboten, das neben Bus, Trolleybus und Straßenbahn in Belgrad auch ein recht rudimentäres Vorortbahnnetz und Busse in die nährere Umgebung umfasst. Die Tarife sind unglaublich günstig, eine Tageskarte kostet nur etwa 1 €, allerdings gibt es Papierfahrscheine nur in wenigen Vorverkaufsstellen, ansonsten nur SMS-Tickets. Größter ÖPNV-Betreiber ist die städtische GSP (Gradsko saobraćajno preduzeće Beograd), die die Straßenbahnen, Trolleybusse und einen Gutteil der Busse betreibt. Das Unternehmen besteht bereits seit 1892. 

Die GSP-Trolleybusflotte besteht ausschließlich aus Fahrzeugen des weißrussichen Herstellers Belkomunmasch (BKM). Wagen 2061 ist ein BKM 321, von denen 2010 83 Stück geliefert wurden, die aber nicht mehr alle vorhanden sind. In Begleitung von drei Artgenossen zeigt er sich auf dem zentralen Trg Republikije.

Deutlich schwieriger sind die noch 11 BKM 333-Gelenkbusse zu erwischen. 2167 hat einen Defekt und wartet auf den Abschlepper. Die Gelenkbusse tragen noch die originale orange Trolleybuslackierung.

Der GSP-Dieselbusfuhrpark ist durch mehere große Serien geprägt. 2013 kamen 200 Solaris Urbino 18 in Dienst, die die Wagennummern 3000 bis 3199 bekamen. 3145 am Knotenpunkt Zeleni Venac nahe der Altstadt.

Einige Mercedes O345C Conecto sind auch noch im Einsatz. 194 vom Baujahr 2005 verlässt gerade den neuen "zentralen" Bahnhof. Die Zielangabe mittels Zettel ist nicht ganz unüblich.

2019 lieferte der chinesische Hersteller Higer nicht weniger als 174 Solobusse seines Typs KLQ6129G, die überall in Belgrad zu sehen sind. 3446 hat gerade die Branko-Brücke, den wichtigsten Buskorridor zwischen beiden Saveufern, in Richtung Altsadt überquert. Im Hintergrund die Hochhäuser von Novi Beograd.

Zu den Dieselbussen gibt es auch noch 15 KLQ6125GEV3-Elektrobusse von Higer, die allerdings schon 2015 geliefert wurden. Für sie richtete GSP zwei eigene Linien, EKO1 und EKO2, ein. 2106 auf der EKO2 am Slavia-Platz.
 

Neben Higer konnte auch der türkische Hersteller BMC in letzter Zeit große Serien an GSP liefern. Zunächst kamen ebenfalls 2019 70 Procity 12LF, wie 3354 an der Brankov Most.

2022 legte dann BMC nochmals mit 100 Procity 18LF CNG nach. 3583 ist auf dem grozügig angelgten Straßennetz von Novi Beograd anzutreffen.

Bevor wir morgen mit den echt serbischen Bussen von GSP weitermachen noch ein Blick auf den Straßenbahnfuhrpark. Es dominieren Tatra KT4YU, von denen in den 80er Jahren insgesamt 124 Stück in Dienst gestellt wurden. 2405 gehört zu den in den 90ern modernisierten Exemplaren, er ist hier in Doppeltraktion am Savski Trg vor dem alten Hauptbahnhof unterwegs.

Ja, Belgrad ist auch ein Duewag-Paradies: Zwischen 2001 und 2106 übernahm GSP insgesamt 33 GT6 und 24 Standard-Beiwagen aus Basel. 2629 war 2016 einer der letzten, wie allen anderen Drämmlis wurde ihm in Belgrad nur eine 2 vor die BVB-Nummer gestellt. Aufgenommen am Trg Slavija.

Einige Duewags machten einen Umweg über die BLT. 2133 trug im Baselbiet die Nummer 133, bei den BVB die 633. Es ist seit 2012 in Belgrad und hier mit passendem Beiwagen am Savski Trg unterwegs.
 
Auch farblich gemischte Züge sind unterwegs. 2135 trägt eine Sonderbeschriftung zum 20jährigen Einsatzjubiläum der Basler, aufgenommen am Bahnhof Novi Beograd.

Ab 2011 erhielt GSP die ersten Niederflurwagen, insgesamt 30 Urbos 3 von CAF. 1528 von 2013 ist auf der Karadjordjeva am zentralen Überland-Busbahnhof unterwegs.

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