Montag, 11. März 2024

Privatunternehmer-Paradies Belgrad

Nur etwa die Hälfte des Stadtbusverkehrs in Belgrad wird durch GSP bedient, der Rest durch private Unternehmen, wobei dort die Bandbreite von kleinen Mittelständlern über kleinere lokale Gruppen bis zu national tätigen Unternehmen und Fernbusanbietern reicht. Mit Arriva hat sich allerdings der letzte internationale Verkehrskonzern inzwischen aus Belgrad zurückgezogen. Bereits in den 1990er Jahren vergab die Stadt Konzessionen für ehemalige GSP-Linien an private Unternehmen, da die Zuverlässigkeit und Qualität des kommunalen Betriebs damals sehr zu Wünschen übrig ließ. Ein gemeinsames Tarifsystem für alle Unternehmen entstand erst 2004. Ebenfalls von den Privatunternehmen betrieben werden die sechs Express-Kleinbuslinien, die mit dem Kennbuchstaben E+Nummer gekennzeichnet sind, dazu gehört zudem noch die Flughafen-Kleinbuslinie A1.

Alle Busse der Privatunternehmen tragen eine fünfstellige Nummer, die mit einem kyrillischen P (П) beginnen. Die ersten drei Stellen sind ähnlich wie in Belgien die Vertragsnummer, wobei solche für mit großen Bussen bediente Verkehre mit 4 beginnen. Daneben vergeben etliche Betriebe noch eigene Wagennummern. Interessant in Serbien ist generell die vollkommen parallele Verwendung des kyrillischen und lateinischen Alphabets. Dies gilt auch für die Zielanzeigen, die mal kyrillisch, mal lateinisch anzeigen. Und dies auch beim gleichen Unternehmen. Auf einer Linie sind z.T. auch mehrere Unternehmen unterwegs.

Bis Ende 2023 war die Arriva-Tochter Arriva Litas größter Privatunternehmer im belgrader Stadtverkehr. Noch sind Fahrzeuge in Arriva-Beschriftung zu sehen, wie der 2015 gebaute Ikarbus Ik-112N 50147.

Seit Ende 2023 heißt der Betrieb MobiLitas, die Busse werden momentan umgeflaggt. Schon mit neuer Identität ist Volvo 8900LE 50229 unterwegs, einer der wenigen "westlichen" Gerbauchtimporte in Belgrad - er stammt von der ehemaligen Konzernschwester aus Kopenhagen, wo er die Nummer 1361 trug.

Noch unter Arriva-Ägide wurden 2022 insgesamt 19 Temsa Avenue LF12 beschafft. 50240 ist hier am Trg Slavija unterwegs.

Produkte des weißrussischen Herstellers MAZ sind bei den Privatunternehmen relativ verbreitet, so auch bei B&B Linea, einem der kleineren Anbieter. Wagen 22 ist ein MAZ 203 hier aufgenommen in Dorcol.

Busse türkischer Hersteller stellen inzwischen auch einen großen Teil der privaten Flotten. Am Savski Trg ist Wagen 24 des Unternehmen Bamiron unterwegs. Offensichtlich scheint dieser Anadolu Isuzu Cityport fotoempfindlich zu sein, denn unmittelbar nachdem ich das Bild gemacht habe, bleib der Bus mit Defekt liegen....

Bislang unbekannt war mir der türkische Hesteller Akia, von dessen Modell Ultra LF12 das Unternehmen Banbus etliche einsetzt, so wie P40329 am Trg Slavija. 

Wohl ein Einzelstück ist Wagen 27 von Beobus City 2015: Ein mittelmotoriger Volvo B9SALF mit Megabus Localo-Aufbau, der in Serbien 2016 unter Lizenz des ungarischen Aufbauers Alfabusz gefertigt wurde.

Auf der Linie 51/511 kommen u.a. fünftürige MAZ 215 verschiedener Unternehmen zum Einsatz, P45104 gehört der C&CL Group, aufgenommen beim Fernbusbahnhof. Auch dieser Fahrzeugtyp hat einen seitlichen Unterflurmotor.

Der Fuhrpark des Unternehmens Curdic stammt größtenteils von Otokar, darunter sind auch schon einige e-Kent C wie P41872.

Die neuere Version des Akia Ultra LF12, der mit Hess-Bausätzen entsteht, repräsentiert der 2021 gebaute P41723 des Unternehmens M&M Trans (nein, ohne Schokolinsen...)

Ein weiteres größeres Unternehmen ist Lekon, auch hier kommen u.a. MAZ 203 zum Einsatz, wie Wagen 23.

Auch der russische Hersteller LIAZ ist bei mehreren Unternehmen vertreten, so auch bei Kosava prevoz, dessen P42214, ein LIAZ 5292 sich hier am Stadtpark von Zemun in die Kurve legt.

Ebenfalls zu den größeren Unternehmen gehört Dumenco. Neben MAZ fahren hier viele Güleryuz Cobra. P41139 ist ein Cobra GD 272 LF.

Auch das Unternehmen Presto setzt Akia Ultra ein. P42427 am Trg Slavija, wo etliche Linien aus dem Süden der Stadt ihren Endpunkt haben.

Tamnava Trans gehört zu den größeren Unternehmen im Belgrader Stadtverkehr. P41617 ist ein Ikarbus Ik-103 vom Baujahr 2015.

Auf einigen regulären Linien kommen Kleinbusse zum Einsatz. Tamnava Trans P41650 am Bahnhof Novi Beograd.


Die Busse auf den E- und A-Linien sind dagegen i.d.R. Mercedes Sprinter mit Reisebusausbau. Deren Nummern beginnen mit P3xxxx. Auf der Linie E2 ist hier P30016 des Unternehmens Transprodukt im Einsatz.

Unacoop ist vor allem im Raum Zemun zum Einsatz. Auch hier setzt man auf Güleryuz Cobra. P40554 trägt schon das neue Karrosseriedesign der Türken.  

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