Nach langer, langer Zeit heute mal wieder etwas neues aus der Wunderbaren Welt der Busse! Im März 2025 führten mich meine Wege erstmals auf die Südhalbkugel, genauer gesagt nach Argentinien und Chile mit einem kleinen Abstecher nach Uruguay. Start und Ziel war die Argentinische Metropole Buenos Aires, wo es nicht nur Tango und Maradonna, sondern auch viel interessantes auf Straße und Schiene gibt. Die im 16. Jahrhundert von den spanischen Kolonialherren gegründete Stadt selbst hat etwa 3,5 Millionen Eionwohner, drumherum erstreckt sich aber ein 70x50 km großer Ballungsraum mit rund 16 Millionen, oder einem Drittel der argentinischen Bevölkerung. Wie in allen amerikanischen Städten ist das Straßenraster streng im Schachbrettmuster, nennenswerte Berge gibt es nicht. Administrativ ist die Stadt autonom, also einer der 23 Provinzen des Landes gleich gestellt. Die Stadt wird von der Provinz Buenos Aires umgeben, die sich fast 1.000 km gen Süden bis zur Grenze mit Patagonien erstreckt.
Der öffentliche Verkehr in der Metropolregion wird von der Subte genannten U-Bahn mit sechs Linien, einem riesigen Vorortbahnnetz auf drei Spurweiten und über 400 Buslinien sicher gestellt. Die administrative Zersplitterung der Region bringt es mit sich, dass es keine zentrale Instanz für die Koordinierung des ÖPNV gibt, sondern dieser von Stadt, Provinz oder bei den vielen die Stadtgrenzen überschreitenden Linien sogar der Bundesregierung verantwortet wird. Immerhin gibt es ein einheitliches elektronisches Ticketsystem, die SUBE-Karte, die landesweit ausgegeben und in vielen Städten des Landes verwendet werden kann. Mit dieser muss jede Fahrt einzeln bezahlt werden - Zeitkarten gibt es nicht, allerdings sind die Fahrpreise mit 50-70 Cent recht günstig und für viele Einheimische weiter reduziert.
Das heutige System der "Colectivos" genannten Buslinien entstand ab 1928 wie der Name schon andeutet als System kollektiver Sammeltaxis. Mit der Zeit verschwand die Abgrenzung zu konventionellen Buslinien und die "Colectivos" lösten auch die Straßenbahn ab. Waren zunächst 11-Sitzer - von denen die heute noch gebräuchliche Bezeichnung "Micros" stammt - eingesetzt, kamen ab den 1950er Jahren frontmotorgetriebene LKW-Chassis von Bedford, Chevrolet, Magirus-Deutz und vor allem Mercedes-Benz zum Einsatz. Deren bis 1988 produzierte Rundhauber prägten jahrzehntelang das Straßenbild. Erst in den 1990er Jahren setzten sich heckmotorgetriebene Low-Entry-Busse durch, seit 1997 ist Niederflur für Neufahrzeuge verpflichtend. Heute kommen die Chassis weiterhin überwiegend von Mercedes-Benz (mit Buswerk in der Region) und Agrale aus Brasilien, seltener auch von Volvo, Scania und VW. Die Karrosserien werden nach wie vor lokal gefertigt. Seit 2008 kommen auch Gelenkbusse zum Einsatz, alle Busse ab Baujahr 2013 müssen klimatisiert sein.
Die Buslinien mit den Nummern 1 bis 199 berühren das Stadtgebiet von Buenos Aires, davon verkehren nur 31 Linien ausschließlich innerhalb der Stadt, seit September 2024 ist hierfür die Stadtverwaltung (GCBA) Aufsichts- und Genehmigungsbehörde, alle anderen unterstehen der Jurisdiktion der Bundesregierung. Die Linien mit den Nummern 200 bis 499 liegen unter der Verantwortung der Provinz Buenos Aires, Linien mit Nummern über 500 in der der einzelnen Städte der Region - hier sind auch viele Nummern doppelt besetzt. Bei vielen Linien handelt es sich eher um Liniengruppen mit verschidenen, teils sehr langen Laufwegen. Die meisten Linien bieten einen 24-Stunden-Betrieb. Jede Linie verfügt über ihren eigenen Fuhrpark, der aufgrund der räumlichen Ausdehung und der sehr dichten Frequenzen bisweilen sehr groß ist - führend ist hier die Linie 60 mit nicht weniger als 318 (!) Fahrzeugen.
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| Die Linie 159 von Micro Omnibuses Quilmes SA ist Nummer Zwei beim Fahrzeugbedarf mit 216 Bussen. Wagen 257, ein MB O500U mit Nuovobus Cittá- Aufbau... und wunderschönem Filetado. |
Betrieben werden die Linien von über 100 verschiedenen Unternehmen, wobei mehrere davon sich in den letzten Jahren zu Unternehmensgruppen zusammengeschlossen haben, von denen DOTA, Nuevos Rumbos und Nueva Metropol die größten sind. Demgegenüber stehen allerdings auch wie vor viele kleine Unternehmen, deren Fuhrpark sich oftmals durch sehr farben- und phantasievolle Fahrzeuglackierungen auszeichnet, die von vielen Stammfahrern noch weiter zur Kunstform des filetado verfeinert werden, die inzwischen als offizielles Kulturerbe der Stadt anerkannt ist. Viele der Unternehmen sind nach der betriebenen Linie, argentinischen Nationalhelden oder Stadtvierteln benannt.
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| Chrom, Weißwandreifen und handgemalte Firmennamen und Flagge... Zu finden beim Unternehmen Nueve de Julio auf der Linie 109. Wagen 30 ist ein OH1618 mit Aufbau von La Favorita. |
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| Auch Linien- und Streckenanzeige sind nicht sicher vor künstlerischer Gestaltung: Agrale MT15/Todobus Pompeya Nummer 13 von Micro Omnibuses Barrancas de Belgrano auf der Linie 118. |
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| Auch die sonst eigentlich recht einfachen Karrosserien von Metalpar lassen sich verfeinern, wie bei La Cabana 641 auf der Linie 174. |
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| Eindruckl macht der Marktauftritt von Autobuses Santa Fe auf der Linie 39, hierfür werden auch die Matrixanlagen eingesetzt. Wagen 44 ist ein OH1721L-SB mit Italbus-Karrosserie. |








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