Sonntag, 13. Juni 2021

Mit Rodoeste in den Wilden Westen

Der Westen Madeiras ist zwar recht dünn besiedelt, bietet aber spektakuläre Küstenlandschaften. So führt in Achadas da Cruz die steilste Seilbahn Europas mit 98% Neigung (also fast 1:1) vom Ort auf der Klippe hininter zum Meer. Einige Kilometer weiter in Porto Moniz lässt sich der vulkanische Ursprung der Insel am besten erkennen. Die Lavapools dienen heute als Badestellen, die zwar mit Meerwasser versorgt sind, aber eben nicht im offenen Atlantik liegen. 

Den Busverkehr im gesamten Westen der Insel betreibt die Transportadora Rodoviária do Madeira Lda., kurz Rodoeste. Das Unternehmen entstand 1967 aus der Fusion der drei Unternehmen EARB, SACL und SAECL. Bedienungsschwerpunkt ist wiederum die Südküste, wo etliche Linien die Bevölkerungszentren Funchal, Camara de Lobos und Ribeira Brava miteinander verbinden. Porto Moniz im äußersten Nordwesten wird dagegen nur einige Male am Tag erreicht.

Die Liniennummerierung ist für alle Überlandlinien auf der Insel einheitlich über alle Betreiber hinweg. Da die Liniennummern allerdings chronologisch nach Konzessionserteilung vergeben wurden, ist das System inzwischen etwas unübersichtlich, zumal neue Linienvarianten oftmals auch dann eigene Nummern erhalten haben, wenn sie nur geringfügig von der Stammlinie abweichen. 

Der Rodoeste-Busbahnhof aus Seilbahnperspektive. Tagsüber sind Busbahnhof und Depot voll, abends recht leer, da die meisten Busse bei Ihren Fahrern außerhalb stationiert sind.

Rodoeste sitzt in Funchal, die meisten Linien starten vom unternehmenseigenen Busbahnhof an der Rua Rochina am Ostrand der Innenstadt direkt unter der Seilbahn nach Monte. Gegenüber befindet sich das Depot. Die Busse verkehren dann durch die Innenstadt und entweder entlang der Küste über Camara do Lobos oder über die Schnellstraße Via Rapida nach Westen.    

Rodoeste hat unzweifelhaft die vielfältigste und interessanteste Flotte aller madeirischen Überlandbetriebe. Es dominiert einmal mehr Volvo, es gibt aber auch MAN und Scania. Etliche Busse tragen Aufbauten von UTIC, nach deren Produktionseinstellung 1992 bestellte man vorwiegend bei Camo, zum Teil auch bei Irmaõs Mota. Traditionell waren die Busse grau/rot lackiert, einige tragen zudem einen weißen Streifen. Aktuelle Lackierung ist weiß/rot/beige, die alten Varianten sind aber auch noch verbreitet.

TS-32-45 vom Baujahr 1980 ist noch ein Volvo B58-55 mit UTIC-Reisebusaufbau. Er trägt nicht die für Madeira typische MA- oder MD-Zulassung und kam auch erst 1981 auf die Insel, daher dürfte es sich wohl um einen UTIC-Haldenwagen handeln. Immerhin bekam er schon die aktuelle Rodoeste-Lackierung spendiert. 

Ebenso den jahrzehntelang für Portugal typischen UTIC-Box-Aufbau, allerdings in der seltenen Version mit Mitteltür besitzt MD-81-45. Er ist vom Baujahr 1983 und somit schon ein Volvo B10M-55.

Die typischere Hecktür-Version reprästentiert MD-88-09 vom Baujahr 1984 in der ursprünglichen grau/roten Farbgebung.

NS-20-85 ist noch ein Jahr jünger, aufgenommen auf dem Betriebshof. Trotz des Kennzeichens kam er neu zu Rodoeste.

Bei CV-70-86 handelt es sich um eines der ganz wenigen vom Festland importierten Gebrauchtfahrzeuge. Der B58-55/Camo SUB79, mit Baujahr 1979 der älteste gesichtete Bus, stammt ursprünglich von der Rodoviaria Nacional und tat bis 1997 im Raum Lissabon bei Vimeca Dienst. Er ist mit einer Sonderbeklebung zum 50-Jahr-Jubiläum von Rodoeste versehen.


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