Donnerstag, 17. November 2022

Vilnius: Litauens barocke Hauptstadt

Litauen ist das südlichste der baltischen Länder und sowohl flächenmäßig (knapp) als auch von der Einwohnerzahl her das größte. Anders als Lettland und Estland, die meist Teil anderer Reiche waren, hat Litauen eine stolze Tradition als europäische Großmacht, im Mittelalter reichte das Staatsgebiet teilweise bis ans Schwarze Meer. Diese stolze Tradition ist heute im Land noch überall spürbar, besonders in der Hauptstadt Vilnius (früher deusch Wilna), mit fast 600.000 Einwohnern auch die größte Stadt des Landes, wenn auch bei weitem nicht so dominierend wie Riga und Tallinn in den beiden anderen baltischen Ländern. Die ziemlich große Altstadt erstreckt sich vom Fluss Neris und der Burg auf dem Gediminas-Hügel südwärts und weist eine vielzahl unterschiedlicher Baustile auf, dominierend sind barocke Gebäude, die man so weit nördlich gar nicht erwartet und die der Stadt ein fast italienisches Flair geben. Aber auch Backsteingotik und Klassizismus haben ihre Spuren hinterlassen. Vilnius liegt am Schnittpunkt der Religionen und Kulturen, es heißt man könne nie weniger als drei Kirchen gleichzeitg sehen, egal wohin man schaue. Es gibt auch wieder eine wachsende jüdische Gemeinde, nachdem die Stadt bis zum zweiten Weltkrieg als Jerusalem des Nordens bekannt war.  

Der ÖPNV in Vilnius wird neuerdings von der Stadt unter dem Namen JUDU vermarktet, er umfasst 18 Trolleybus- und rund 80 Buslinien. Größter Beteiber ist die städtsiche Vilnius Viešasis Transportas (VVT), die 2011 aus der Fusion der separaten Bus- und Trolleybusbetriebe entstand. Sie betreibt alle Trolleybuslinen von zwei Betriebshöfen aus und rund zwei Drittel der Stadtbusleistungen. Die ersten Trolleybusse fuhren in Vilnius 1956, nachdem es zuvor bis 1926 eine mit Verbrennungsmotoren betriebene Straßenbahn gegeben hatte. Heute ist das Netz 57 km lang und deckt neben der Innenstadt vor allem das nördliche und westliche Stadtgebiet ab. Die meisten Strecken werden von mehreren Linien bedient, wobei die Fahrtenhäufigkeit (von Takt kann man nicht sprechen) je nach Linie und Tageszeit sehr unterschiedlich ist. Interessanterweise wird an Wochenenden kaum ausgedünnt sondern eher zeitlich umgeschichtet, allerdings verkehren einige Linien dann nicht.

Der VVT-Trolleybusbetrieb ist noch ein Paradies für Freude alter Skoda-Obusse der Typen 14Tr und 15Tr. Außerhalb der Verkehrsspitzen stehen etliche davon in den Wendeanlagen an den Linienendpunkten abgestellt, wie hier 1115 vom Baujahr 1990 in der Schleife Senoji an der technischen Universtität.

Auf der zentralen Obusachse durch die Innenstadt ist Wagen 1635 (Baujahr 1997) an der Islandijos gatve unterwegs.

Vom Gelenkbus Skoda 15Tr gibt es bei VVT nur noch drei Stück vom Baujahr 1991. Etwas Glück gehörte also dazu, 2604 am Hauptbahnhof fotogafisch festzuhalten. Der vorderste Türflügel dient nur als Fahrereinstieg, daher bleibt er gerne mal offen.

Die letzten 14Tr wurden 1999 beschafft, sie gehörten schon der modernisierten Version 14Tr17/6M an, die u.a. eine in die Frontscheibe integrierte Zielanzeige besitzt. 2669 ist am Ufer der Neris auf der Zygimantu gatve unterwegs
 
2004 bis 2006 folgten insgesamt 45 Solaris Trollino 15AC. Die meisten davon sind heute mit Ganzwerbungen versehen, so wie 1681, aufgenommen in der Vilniaus gatve in der Innenstadt.

Ein paar Trollinos sind aber auch noch in der traditionellen rot/beigen Lackierung unterwegs, so wie 2687 im Vorort Pilaite. Die erste Ziffer der Wagennummer gibt bei den Trolleybussen das Depot an, daher sind die Serien nummerisch nicht fortlaufend.

Die neuesten Trolleys bei VVT sind 41 Solaris Trollino 12 IV von 2018/19. Die Zielanzeige von 1732 zeigt die aktuelle geopolitische Positionierung Litauens, sie ist momentan als Wechseltext auf allen Bussen in Vilnius zu sehen.

Am Nerisufer zeigt sich Trollino IV 1733. Im Hintergrund der moderne Teil des Stadtzentrums am Nordufer der Neris.

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