Dienstag, 22. November 2022

Fernverkehr im Baltikum

Neben den riesigen Nachbarn im Osten wirken die baltischen Länder auf der Landkarte ziemlich klein - aber das sind sie nicht: Litauen und Lettland sind jeweils fast so groß wie Bayern. Und da sich gerade in Litauen die Bevölkerung deutlich stärker verteilt als in den beiden anderen baltischen Ländern ist hier auch das Fernverkehrsnetz recht gut ausgebaut. Wichtigster öffentlicher Verkehrsträger ist der Bus, da das breitspurige Eisenbahnnetz noch weitgehend aus der Zarenzeit stammt und eher die Verbindung aus Russland und Belarus zu den Häfen an der Ostsee sicherstellen sollte als für lokale Verbindungen zu sorgen. Eisenbahnverbindungen zwischen den baltischen Ländern sind gar vollständig Mangelware, dies wird sich erst mit der Inbetriebnahme des Megaprojektes Rail Baltica in den 2030er Jahren ändern: Unter diesem Titel entsteht eine Normalspurstrecke von Warschau über Kaunas und Riga nach Tallinn mit Verlängerungsoption per Tunnel bis Helsinki. Die aktuelle geopolitische Lage macht die Fertigstellung politisch zu einem prioritären Projekt. 

Einen Busbahnhof (Autobusu Stotis in Litauen bzw. Autoosta in Lettland) gibt es dagegen heute schon in jeder Stadt. Hier lassen sich auch Fahrkarten kaufen, die ansonsten teils nur Online erhältlich sind. Das Netz wird kommerziell durch eine Vielzahl privater Unternehmen bedient. Die Fahrpläne sind kaum aufeinander abgestimmt, allerdings gibt es etliche direkte Ort-zu-Ort-Verbindungen, wenn auch meistens nicht sehr häufig. Auch das Angebot zwischen den drei Ländern ist nicht sehr umfagreich, aber immerhin vorhanden. Zum Einsatz kommen vom dreiachsigen Luxus-Reisebus etwa bei der estnischen LUXexpress bis zum omnipräsenten Altas-Sprinter eigentlich so ziemlich alles.  

Das Unternehmen TOKS haben wir ja schon kennen gelernt: Neben den Flughafenbus in Vilnius ist man auch einer der größten Fernbusbetreiber in Litauen. Zum Einsatz kommen hier vorwiegend Setras der 500er-Reihe, so wie S 515 HD Nummer 68, aufgenommen am Busbahnhof von Šiauliai.

Die lokalen Busunternehmen nutzen für ihre Fernverbindungen eher gebrauchte Überlandbusse: Šilutes Autobusu Parks betreibt eine solche Linie von der Stadt Šilute am kurischen Haff in die Hauptsadt. Zum Einsatz kommt u.a. S 315 H Nummer 101 vom Baujahr 2000, der unverkennbar aus Südtirol stammt und dort bei der SAD unter der Nummer 1005 Dienst tat. 
 
Der zweite große Fernbusbetreiber in Litauen ist Kautra aus Kaunas. Neben Setras kommen hier auch Reisebusse von Temsa zum Einsatz, so wie Wagen 445, ein Safari HD 13 von 2016, aufgenommen am Busbahnhof von Vilnius. 

Auch bei Kautra kommen etliche Kleinbusse zum Einsatz. VW Crafter 5 macht gerade Pause am nagelneuen Busbahnhof seiner Heimstastadt.

Auch lettische Unternehmen setzen gerne Kleinbusse im Fernverkehr ein. Liepajas Autobusu Parks ist mit diesem Sprinter aus seiner Heimatstadt an der Ostseeküste nach Riga gekommen.

Große Busse sind aber auch unterwegs: Das Unternehmen Sabiedriskais Autobuss aus dem westlettischen Saldus setzt u.a. diesen VDL Futura FMD-2/129 mit der Nummer B-1294 ein.


Die litauische Bahn ist deutlich morderner als die lettische. Im Regionalverkehr kommen Dieseltriebzüge des Typs 630ML von PESA zum Einsatz.

Elektrifiziert sind nur die 100 km zwischen den beiden größten Städten Vilnius und Kaunas. Für die mindestens halbstündlich verkehrenden Züge werden Doppelstockzüge der Reihe EJ575 von Skoda eingesetzt.

Die einzige wirkliche Fernverbindung ist die Strecke Vilnius - Šiauliai - Klaipeda. Dabei kommen bei einigen wenigen Zügen noch lokbespannte Garnituren bestehend aus modernisierten sowjetischen Reisezugwagen (mit extrem hohen Stufen und einer Schaffnerin pro Wagen) und einer Diesellok ER20 von Siemens zum Einsatz. ER20 040 fährt hier in Šiauliai ein, um mich nach Vilnius zu bringen.

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