Mittwoch, 31. Januar 2024

Acht Millionen Götter

Zurück auf Honshu statten wir heute einer sehr zu Unrecht eher wenig besuchten Gegend einen Besuch ab, der Präfektur Shimane. Die dünn besiedelte Region mit nur knapp 100 Einwohnern pro qkm erstreckt sich an der Küste des japanischen Meeres. Abglegen mag sie sein, die Gegend spielt in der japanischen Überlieferung jedoch eine wichtige Rolle, denn jeden Herbst versammeln sich danach am Izumo-Schrein alle acht Millionen (!) Götter des Shinto, der Nationalreligion. Auf dieses Treffen nehmen schon die ältesten überhaupt bekannten Aufzeichnungen bezug. Zentrum der Präfektur ist die Hauptstadt Matsue, die auch rund ein Drittel der knapp 650.000 Einwohner beherbergt.

Shimane hat keinen Shinkansen-Anschluss, man erreicht Matsue und Izumo mit dem Schnellzug (Limited Express oder tokkyu) Yakumo in knapp zweieinhalb Stunden ab Okayama. Täglich gibt es zudem den Sunrise Izumo-Nachtzug nach Tokyo. Den Großteil des Busverkehrs in der Präfektur bedient die Ichibata Group, die auch die wunderbare Ichibata Electric Railway (Bataden) zwischen Matsue und Izumo entlang des Shinji-Sees betreibt. 

Ichibata setzt weitgehend auf Busse von Isuzu, darunter noch viele Journey K. 8291 vom Baujahr 1995 hier vor dem Bahnhof von Matsue.

Zwei Jahre jünger ist 8322, unterwegs in der Innenstadt von Matsue.

Auch der Journey-Nachfolger Erga Mio ist natürlich vertreten. 8356 vom Baujahr 2006 erreicht den Bahnhof Matsue.

In Izumo-shi ist Isuzu Erga 8369 unterwegs.

Seit einigen Jahren verwendet Ichibata Bus eine blau/rot/weiße Lackierung. Erga 8384 vor dem Bahnhof Izumo-shi.

Die meisten Ichibata-Busse sind Midibusse, Erga Mio 8442 steht auf seinem Abstellplatz am Bahnhof Matsue-Shinjiko-Onsen, dem Endpunkt der Ichibata-Bahnlinie. Ichibaua Bus war erster Kunde für den facegelifteten Erga Mio.
Ichibata Bus fährt auch den Fern- und Flughafenverkehr. Auf letzterem zum Einsatz kommt Isuzu Gala 125 der Tochtergesellschaft Matsue Ichibata Kotsu.


Die Ichibata Electric Railway verfügt über einen interessanten Fahrzeugmix. 2103 ist ein ehemaliger Keio-Zug, aufgenommen in Kawato, wo die Nebenstrecke zum Izumo-Schrein abzweigt.

Erheblich umgebaut wurde 5009, auch von Keio stammend. Der Zug verfügt teils über abgetrennte Sitzgruppen, teils über Sitze, die gegen die Fenster gedreht sind. Er steht in Izumo-shi.

Von 2016 bis 2018 gönnte sich Bataden sogar vier Neubautriebwagen, die auf einer Konstruktion für JR Shikoku basieren. 7004 in der Station Ichibataguchi. Bis 1960 führte die Strecke hier aus beiden Richtungen weiter zum namensgebenden Ichibata-Schrein, die Spitzkehre blieb bis heute erhalten, so dass hier alle Züge Kopf machen müssen.
Das Gegenstück dazu ist Wagen 52 aus dem Jahr 1928. Normalerweise steht er wie hier in Izumo-taisha-mae, Bataden bietet aber auch Lokführerkurse auf diesem Fahrzeug an.

Dienstag, 30. Januar 2024

Kyushu - der Fern- und Regionalverkehr

Kyushu bedeutet auf Deutsch "Neun Provinzen", besteht heute aber nur noch aus sieben Präfekturen, nämlich Fukuoka, Saga, Nagasaki, Kumamoto, Kagoshima und den beiden von mir nicht besuchten Präfekturen Oita und Miyazagi an der Ostküste. Insgesamt verteilen sich 13 Millionen Einwoner auf unglaubliche 2.160 Inseln. Zudem gibt es 27 aktive Vulkane. 

Verkehrstechnisches Rückgrat der Insel ist der 2011 fertiggestellte Kyushu Shinkansen, eine Verlängerung des Sanyo- und Tokaido-Shinkansens. Wie die meisten anderen Züge auf Kyushu wird dieser von JR Kyushu, einer der sieben Nachfolgeunternehmen der Staatsbahn JNR, betrieben. JR Kyushu bedient darüber hinaus Lokal- und Schnellzüge zwischen den Zentren und auch einige Nebenbahnen. Die meisten Nebenstrecken sind aber in der Hand lokaler "Drittsektorbahnen", also Gesellschaften unter Beteilung der lokalen Gebietskörperschaften. Das Fernbusnetz ist ebenso umfangreich. Wichtigste Knoten sind die Busbahnhöfe Tenjin und Hakata in Fukuoka. Im Norden ist Nishitetsu das dominierende Unternehmen, in den übrigen Region sind lokale Unternehmen aktiv, die oftmals auch den ÖPNV bedienen. 

Die Nishitetsu-Tochter Hitabus bedient den Busverkehr um die gleichnamige Stadt in der Präfektur Oita und kommt auch bis Hakata, wo Hino S´elega 421 unterwegs ist.

Ebenfalls zu Nishitetsu gehört Kamenoi Bus aus dem bekannten Badeort Beppu, auch in Oita gelegen. Wagen 695 in Tenjin.

Südlich an Oita grenzt die Präfektur Miyazaki an. Miyazaki Kotsu ist hier das größte Unternehmen. Mitsubishi AeroAce 366 hat hier sein Ziel Kumamoto erreicht.

Das größte Unternehmen in Oita ist Oita Bus, das seinen Fernbusverkehr als Express Oita vermarktet. AeroAce 42176 ebenfalls in Kumamoto.

Den Norden der Präfektur Nagasaki bedient Sahi Bus. Wagen F552 in der Präfekturhauptstadt.

Auf den konvetionellen Schnellzuglinien (tokkyu) setzt JR Kyushu u.a. die Triebwagen der Reihe 885 ein. 885-10 hier auf dem Relay Kamome in Saga. Diese Züge dienten als Vorbild für die britischen IET-Intercityzüge, beide gebaut von Hitachi.

Die 800er Shinkansen sind nur auf dem Kyushu Shinkansen anzutreffen, wie hier 800-009 in Kagoshima-Chuo.

Die Triebwagen der Serie 2000 Nanohana kommen vor allem in Süd-Kyushu zum Einsatz, wie 2000-502 in Kagoshima.

Im Norden der Insel wird dagegen ein dichtes Regionalverkehrsangebot mit Elektrotriebwagen gefahren. Die Reihe 813 ist sehr verbreitet, hier 813-1 in Hakata.

Montag, 29. Januar 2024

Japans Sonnenstadt im Regen

Kagoshima, mit 600.000 Einwohnern etwas kleiner als Kumamoto, ist die südlichste Großstadt der japanischen Hauptinseln, südlicher erstreckt sich nur noch die Kette der Rykyu-Inseln in Richtung Okinawa und Taiwan. Dementsprechend vermarktet sich die Stadt auch als die Sonnenstadt des Landes. Davon war bei meinem Besuch leider nicht viel zu spüren, im Gegenteil regnete es unaufhörlich, welshalb es bei einer Stippvisite blieb. Flüssiger Niederschlag ist in Kagoshima unüblicher als fester Niederschlag, denn der sehr aktive Vulkan Sakurajima, der der Stadt gegenüber auf der Ostseite der Kagoshima-Bucht liegt bedeckt die Stadt regelmäßig mit Asche.

Der Bahnhof Kagoshima-Chuo (=Mitte) ist südlicher Endpunkt des Shinkansen-Netzes. Die mehr als 1.300 km von Tokyo lassen sich mit einmaligem Umsteigen in knapp 7 Stunden zurücklegen. Der eigentliche Hauptbahnhof liegt nördlich des Zentrums und hat seit der Sinkansen-Einweihung 2011 nur noch regionale Bedeutung. Kagoshima verfügt über einen städtischen Verkehrsbetrieb, der einerseits ein Straßenbahnnetz mit zwei Linien betreibt, andererseits auch den Großteil der Stadtbusse. Daneben sind in Kagoshima auch noch die Privatunternehmen Nangoku Kotsu (NKK), Kagoshima Kotsu und der Busbetrieb von JR Kyushu tätig.

Kagosgima-shi Kotsu Kyoku (Kagoshima City Transportation) verfügt über einen durch und durch modernen Busfuhrpark. Hino Blue Ribbon II 1279 am Bahnhof Kagoshima-chuo.

Fuso AeroStar MP35 an gleicher Stelle.

Und auch Isuzu ist vertreten: Erga 1955 biegt zum Bahnhof Kagoshima-chuo ein.

Der städtische Verkehrsbetrieb betreibt eine Stadtrundfahrtlinie. Zum Einsatz kommt u.a. Wagen 680, ein Hino Rainbow mit Aufbau von Tokyo Special Coach. Man beachte die Plattform vor der Vordertür!

Die älteren Vierachser der Straßenbahn sind in dieser grün/gelben Lackierung gehalten. Größte Serie sind die 15 9500er, die ab 1995 aus Wagen aus Osaka umgebaut wurden. 9515 am Bahnhof Kagoshima-Chuo.

Etwas Schutz vor dem regen bot die überdachte Straßenbahn-Endstelle am Bahnhof Kagoshima, wo die beiden 1991 gebauten Wagen 2131 und 2132 stehem.


Kagoshimas Partnerstadt liegt auch in der Rheinebene, und auch hier gibt es eine entsprechende Straßenbahn mit dem Namen Strasbourg. Und irgendwie erinnert der 2008 gebaute 7004 an die Eurotrams in der elsässischen Metropole.

Etliche Wagen tragen Ganzwerbung, wie 7503 in Kagoshima Chuo.

Nangano Kotsu setzt vor allem auf Busse von Hino. Wagen 19 ist ein Blue Ribbon.

Während 1692 schon die Nachfolgegeneration auf Basis des Isuzu Erga darstellt.

Kagoshima Kotsu (=Verkehr) setzt vor allem ältere Busse verschiedener Hersteller ein, so wie Isuzu Cubic 921. Der Bus stammt von Kokusai Kogyo aus Tokyo.

Kagoshima Kotsu 1059 mit NSK B96MC-Aufbau.

Von Fuji Heavy Industries aufgebaut wurde Isuzu Journey K 1095. Er stammt vom Städtischen Verkehrsbüro Kawasaki und ist hier auf einem Hotelshuttle im Einsatz.

Auch JR Kyushubus mischt im ÖPNV von Kagoshima mit. Isuzu Erga 1113 in Kagoshima-Chuo.

Sonntag, 28. Januar 2024

Eine Straßenbahn namens Heidelberg

Zuletzt verfügt Kumamoto auch noch über einen kommunalen Verkehrsbetrieb, Kumamoto-shi Kōtsūkyoku. Seit 2015 betreibt dieser nur noch das aus zwei Linien bestehende, 12 km lange normalspurige Straßenbahnnetz der Stadt. Der Verkehrsbetrieb tritt daher unter dem Namen KCT - Kumamoto City Transportation auf. 1997 stellte man den ersten Niederflur-Straßenbahnwagen Japans in Dienst, seitdem sind immerhin sieben weitere hinzugekommen. Der übrige Fuhrpark besteht aus Hochboden-Vierachsern der Baujahre 1951 - 1994. Der Busbetrieb wurde 2015 als Kumamoto Toshi Bus privatisiert.

Die ältesten Wagen stammen aus dem Jahr 1951 wie Wagen 1063. Unterwegs auf der Densha-dori (Zug-Straße(!)).

Die nächste Serie von 1954 trägt schon die grün/beige Lackierung, wie Wagen 1085.

Wagen 8201 ist vor der Burg auf der Densha-dori unterwegs.

Insgesamt drei Wagen tragen den Namen von Partnerstädten Kumamotos. 8801 den von San Antonio, Texas...



... und 9201 den von Heidelberg. Aufgenommen bei letztem Tageslicht an der Haltestelle vor dem JR-Bahnhof.

Ansosten wurde für die 1992er Beschaffung diese Lackierung gewählt.

Die 1997er Niederflurwagen wurden gemeinsam von Niigata Transys und ADtranz auf Basis der Wagen für München und Bremen gebaut.

Die letzten NF-Serien tragen dagegen ein eigenständiges Design. 0802 ist der britischen Kinderserie Chuggington gewidmet, die in Japan sehr beliebt ist.

Kumamoto Toshi Bus nutzt eine weiße Lackierung mit gelben und blauen Quadraten. Hino Blue Ribbon 254 wurde 2002 an das Städtische Verkehrsbüro abgeliefert.

Toshi Bus 339 ist ein Nissan SpaceRunner RM mit NSK B96MC-Aufbau von 2004, er ist hier am JR-Bahnhof unterwegs.

Rund um den Burgbezirk betreibt Toshi Bus eine Touristenlinie. Zum Einsatz kommen speziell lackierte Hino Poncho wie Wagen 504.

Toshi Bus 526 ist ein 2007er Mitsubishi AeroMidi.

Noch in der Lackierung des städtischen Verkehrsbetriebes unterwegs ist Hino Blue Ribbon 860. Der 1997 gebaute Bus stammt von Keikyu und wurde im Oktober 2023 ausgemustert.

Vom gleichen Baujahr ist Nissan SpaceRunner UA/FHI 865, auch er stammt aus der Präfektur Kanagawa, allerdings von Enoden Bus.

Und noch ein 1997er Bus, ebenfalls ein SpaceRunner UA/FHI, ist Toshi Bus 946. Auch wurde gebraucht aus dem Raum Tokyo übernommen, und zwar 2010 von Seibu Bus.

Einer der vielen Isuzu Erga Mio in Kumamoto ist Toshi Bus 1767.

Zum Schluss noch ein Schätzchen: Toshi Bus 3013 ist ein Nissan SpaceRunner UA mit NSK B58MC-Aufbau. Er wurde 1995 an den städtischen Verkehrbetrieb abgeliefert, in dessen Farben er immer noch unterwegs ist.