Noch 400 km weiter westlich von Rosario liegt Córdoba, die zweitgrößte Stadt Argentiniens mit knapp 1,6 Millionen Einwohnern. Hier ist die Pampa dann zuende, weiter westlich erhebt sich das Mittelgebirge der Sierras de Cordoba. Cordoba wurde bereits 1573 gegründet, ihren Namen erhielt sie von ihrem Pendant in Andalusien. Schon 1613 gründeten die im Land einflussreichen Jesuiten die auch heute noch bestehende Universität, es war erst die zweite in Südamerika. Bis Mitte des 18. Jahrunderts war Cordoba das wichtigste Zentrum des Landes. In der Innenstadt haben sich noch etliche Gebäude aus dieser Zeit erhalten, so die großartige Kathedrale, das Cabildo (Rathaus) und die Gebäude der Universität. Heute ist die Stadt das wichtigste Wirtschafts- und Bildungszentrum für die Mitte Argentiniens.
Als Grenze des Stadtgebiets wurde ein Quadrat mit genau 24 km Seitenlänge festgelegt, in dessen Mittelpunkt sich die Plaza San Martin mit Cabildo und Kathedrale befindet (s.o.). Für den ÖPNV in diesem Bereich vergibt die Stadt die Konzessionen. 1879 wurde die erste Pferdebahn eröffnet, von 1909 bis 1962 bestand ein elektrisches Straßenbahnnetz. Seit Jahren gibt es Planungen für S- und U-Bahn-Linien, diese kommen aber nicht voran. Stattdessen wurde 1989 von der sowjetischen VVO Technoexport ein schlüsselfertiges Trolleybussystem mit drei Linien errichtet, das bis heute besteht.
Das Stadtbusnetz besteht aus insgesamt 73 Linien. Die 60 wichtigsten Verbindungen sind in acht Korridoren zusammengefasst, die jeweils eine volle Zehner-Nummerngruppe besetzen. Diese werden inzwischen von drei verschiedenen privaten Unternehmen betrieben. Die sieben sogenannten "grünen" Linien (Lineas Verdes), wozu die drei Trolleybuslinien A-C und vier Trolleybus-Ergänzugsverkehre A1, B1, C1 und C2 gehören, bedient die städtische Transporte Automotor Municipal Sociedad del Estado (TAMSE), die 2004 gegründet wurde. Vorher hatte die Betriebsführung des Trolleybusnetzes mehrfach zwischen der Stadt und privaten Unternehmen gewechselt. Bei meinem Besuch im März 2025 betrieb TAMSE noch die Korridore 3 und 8 sowie interimsweise Teile der Korridore 2, 4, 5 und 7, nachdem ERSA (die wir schon aus Buenos Aires kennen) die Konzession für diese Linien zurückgegeben hatte. Zuletzt fahren TAMSE-Busse noch auf der Flughafenlinie Aerobus.
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| Der Trolleybusbetrieb von TAMSE setzt nach wie vor größtenteils auf die 1989 gelieferte Eröffnungsausstattung von ZIU aus Engels. Wagen 01, ein ZIU-682-Solobus, hat erkennbar einige Modifikationen erfahren, neben einer neuen Front ist wie bei allen seinen Artgenossen die Mitteltür herausgenommen worden. Da die gesamte Innenstadt aus Einbahnstraßen besteht, werden die Trolleybuslinien in eine Richtung durch Nebenstraßen (hier die Av. Lima) geführt. |
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| Noch die Originalfront hat Wagen 07, er ist auf der Linie A in der Av. Tucuman unterwegs. Neben den ZIUs besitzt TAMSE noch sieben modernere TROLZAs, von diesen war bei meinem Besuch aber keiner im Einsatz, weshalb Trolleybusse nur auf den Linien A (teilweise) und B verkehrten. |
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| Die Gelenkbusse ZIU-683 kommen nur auf der Linie B zum Einsatz und sind auch entsprechend beschriftet. Die Gelenkpartie wurde bei mehreren Fahrzeugen als Akkordeon gestaltet, laut Aufschrift eine Hommage an die musikalischen Traditionen der Stadt. Wagen 35 hat hier gerade die Endstelle im Barrio Pueyrredón erreicht... |
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| ... wo Wagen 40, höchste gesichete Nummer, bereits um den im Hintergrund sichtbaren kleinen Park gewendet hat und nun wieder Richtung Innenstadt fährt. Alle ZIU-683 haben neue Scheinwerfer und eine größere Zielanzeige erhalten, sind aber sonst noch ziemlich original. |
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| Der TAMSE-Dieselbusfuhrpark umfasste im März 2025 noch einige MB OH1621L-SB mit Metalpar Iguazu III-Aufbau. Wagen 1154 war hier im Trolleybus-Ersatzverkehr auf der Linie A unterwegs. |
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| Die Linie C wurde bei meinem Besuch komplett von Dieselbussen bedient, u.a. von MB OH1721L-SB/BiMet Corbus III 1157, der 2010 gebaut wurde. Die Anzeige der Liniennummer mittels Papierschild ist in Cordoba nicht unüblich. |
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| Ebenfalls auf der Linie A unterwegs war Wagen 1162, ein MB O500U/Favorito GR II. Man beachte die handgeschriebene Wagennummer! |
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| 2022 erhielt TAMSE 210 Neufahrzeuge auf Mercedes-Benz-Chassis (im argentinischen Sprachgebrauch Unidades 0km), daruter etliche OH1721L-SB/Marcopolo Torino LE G7. Wagen 1171 war einer der ersten, unterwegs ist er hier auf der Plaza Velez Sarsfield im Süden der Innenstadt. |
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| Die Torinos laufen auch auf der Flughafenlinie, einige Fahrzeuge wie Wagen 1354 haben dafür ein spezielles Aérobus-Branding erhalten. |
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| Der Rest der 2022er Lieferung bestand aus Nuovobus Cittá, von denen die meisten auf MB OF1621-Frontmotorchassis aufgebaut wurden. Wagen 1395 ist auf der Trolleybus-Ergänzungslinie A1 unterwegs. Diese Linien verkehren auf den Trolleybusstrecken, aber über das Fahrleitungsnetz hinaus, weshalb sie nicht mit Obussen bedient werden. |
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| Einige Cittá sind Low-Entry-Fahrzeuge und haben dementsprechend das OH1621L-SB-Chassis als Basis. Wagen 1409 ist hier in der Av. Tucumán unterwegs. |
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| 2024 erhielt TAMSE zwanzig Iveco 170G21-Erdgasbusse mit Frontmotor(!), nachdem Iveco die Produktion dieser Chassis in Córdoba aufgenommen hatte. Die Fahrzeuge besitzen einen Italbus Bello III-Aufbau und kommen weitgehend auf den "grünen" Linien zum Einsatz, für die sie auch gebrandet sind. |
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| Auf der Fahrerseite kommt der lange Hecküberhang besonders zur Geltung: Wagen auf dem Blvd. Guzman am Ufer des Rio Suquia. |
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