Freitag, 22. Mai 2020

Island: Die Welt im Rohzustand

Heute gibt es wieder etwas neues aus der Wunderbaren Welt der Busse, und zwar ein Ausflug an den nördlichen Rand Europas, nach Island. Die Reise unternahm ich im Juni 2019 mit meinem Sohn, dementsprechend lag das Hauptaugenmerk auch eher auf dem Thema Vulkane und Geologie als auf dem Thema Busse, aber auch da fielen einige schöne Bilder ab. Da Island geologisch viel jünger als fast alle anderen Regionen der Welt ist, präsentiert sich die Landschaft hier noch quasi im Rohzustand: Riesige, fast wie mit dem Lineal gezogene Tafelberge, die noch nicht wegerodiert sind, teils erst wenige Jahrzehnte alte Lavaströme, heiße Quellen und Geysire und die in der Lanschaft gut sichtbaren Grenzen der tektonischen Platten wie etwa am alten Versammlungsplatz Þingvellir (siehe Bild) bieten eine wirklich atemberaubende, einmalige Atmosphäre. Dazu ein Land, das weit und kaum besiedelt ist. 

Das ganze Land zählt nur 330.000 Einwohner, statistsich sind das 3 pro Quadratkilometer. Die verteilen sich aber sehr ungleich, denn zwei Drittel der Bevölkerung lebt in der Hauptstadtregion um Reykjavik, die einzige Gegend, wo Island so was ähnliches wie urban ist. Im Rest des Landes gibt es an der die ganze Insel umrundenden Ringstraße 1 alle 50-100 km ein kleines Städtchen, von denen aber die meisten kaum mehr als tausend Einwohner haben. Die Regionen abseits der Ringstraße sind noch dünner besiedelt, das Landesinnere ist überhaupt nicht bewohnbar. 

Dementsprechend fällt das öffentliche Verkehrsangebot nicht besonders üppig aus. Eisenbahnen gab und gibt es keine, so dass neben einem recht dichten Inlandsflugnetz vor allem der Bus das Angebot darstellt. Die meisten öffentlichen Busverbindungen bietet das Unternehmen Stræto b.s. an.  Der Name ist eine Ankürzung für Strætisvagnar und bezeichnet ganz einfach einen Linienbus. Das Unternehmen entstand 2001 aus der Fusion des kommunalen Verkehrsbetriebs der Hauptstadt, SVR, mit dem Vorortbetrieb Almenningsvagnar (AV). Es befindet sich im Besitz der sieben Kommunen der Hauptstadtregion, wo auch der Schwerpunkt der Aktivitäten liegt. Hier wird ein dichtes Liniennetz mit rund 25 Linien betrieben.

Doch Stræto ist auch für einen Großteil des Überlandverkehrs zuständig. Die Überlandlinien tragen Nummern ab 51, während die Stadtlinien darunter nummeriert sind. Die wichtigsten Linien folgen der Ringstraße im Süden (Linie 51 bis Höfn - 450 km) bzw. Norden (Linie 57 nach Akureyri - 400 km), die beiden Endstellen werden aber nur ein bis zwei mal am Tag erreicht, die meisten Busse enden in den etwa 100 km entfernten Städten Selfoss bzw. Borgarnes. Mit Kleinbussen werden darüber hinaus noch mehrere Zubringerlinien zu diesen Hauptlinien betrieben, die meisten davon jedoch nicht täglich und einige nur mit Voranmeldung. Viel dichter ist dagegen der Verkehr auf der Linie 55, die die relativ dicht besiedelte Halbinsel Reykjanes erschließt, auf der auch der internationale Flughafen Keflavik liegt. Interessanterweise verkehren die Überlandlinien nicht ins Stadtzentrum und auch nicht zum Zentralen Busbahnhof BSI (der vorwiegend touristischen Verkehren dient), sondern werden an den Umsteigeterminals in den Vororten an das Stadtbusnetz angebunden. 

Die Überlandlinien ab Reykjavik werden ausschließlich vom Unternehmen Hopbilar aus Hafnafjorður im Auftrag von Stræto bedient, auf den Zubringerlinien sind dagegen meist lokale Unternehmen im Einsatz. 


Hopbilar setzt für Stræto weitgehend Iveco Crossway ein, wobei alle drei Längenvarianten vorhanden sind. Die Busse sind im 400er-Bereich eingenummert, Wagen 410 verlässt hier gerade die Endstelle in Borgarnes. Im Hintergrund ein Zubringer-Kleinbus.

In Hafnarfjorður steht Wagen 419 auf der Linie nach Keflavik.

Am Endpunkt der Linie 57 in Akureyri wartet vor grandioser Bergkulisse Wagen 421 auf die Abfahrt nach Reykjavik.

Einige Crossways tragen auch die Hopbilar-Reisebuslackierung mit gelben Ecken, so wie 427 im Stadtzentum von Reykjavik.

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