Freitag, 17. April 2020

Exkurs: Busfahren in Japan

Für den normalen mitteleuropäsischen Fahrgst ist die Nutzung des japanischen ÖPNV zunächst etwas gewöhnungsbedürftig, man hat das aber meist schnell gemeistert. Bei den allermeisten Bussen gilt: Hinten einsteigen, wie bei diesem Keisei Erga am Busbahnhof von Chiba.


Dies gilt deshalb, weil die meisten Bus- und auch Bahnlinien entfernungsabhängige Tarife haben. Nur einige Stadtverkehre haben einen Einheitstarif, etwa Toei in Tokyo (wo man vorne einsteigt) oder Kyoto City Bus (wo man aber trotzdem hinten einsteigt). Beim Einstieg zieht man dann aus einem kleinen Ausgabeautomaten an der Hintertür eine Wertmarke mit einer Nummer, genannt Seiriken. Die Nummer entspricht der Einstiegshaltestelle. Alle Busse (und auch Bahnen, wo das System teilweise auch gilt) sind über dem Fahrerplatz mit Bildschirmen ausgestattet, so wie hier bei Tobu in Kawagoe.

Der Bildschirm zeigt einerseits die nächste Haltestelle an, andererseits unter der jeweiligen Nummer den beim Ausstieg zu zahlenden Fahrpreis, und zwar einerseits mit Bargeld, andererseits mit einer sogenannten "IC-Card" (dazu gleich). Je nach touristischer Nutzung ist die Anzeige auch mehrsprachig wechselnd, i.d.R. Japanisch, Englisch, Chinesisch und Koreanisch. Das Geld wirft man passend zusammen mit dem Seiriken in eine Zahlbox, wie man sie z.B. aus Nordamerika kennt. Hier eine bei Tokyu auf der Setagaya-Straßenbahnlinie (wo wie man sieht ein Einheitstarif gilt). 




Wechselgeld gibt es keines, allerdings ist die blaue Apparatur vorne ein Geldwechsler, in dem man Münzen und 1000-Yen-Scheine (1000 Yen = ca. 8 €) in kleine Münzen wechseln kann.

Die meisten Fahrgäste nutzen aber kein Bargeld (obwohl das in Japan noch wesentlich üblicher ist als hierzulande), sondern eine sogennate IC-Card. Die Japaner haben nämlich das, was Deutschland trotz Millonensubventionen immer noch nicht hinbekommt, nämlich ein vollkommen interoperables E-Ticket für Bus und Bahn. Die Karten werden entweder von den JR-Gesellschaften (Suica bei JR East, ICOCa bei JR West, usw.) oder von regionalen Verbundgesellschaften (PASMO in Tokyo, PiTaPa in Kansai, PASPY in Hiroshima usw.) ausgegeben, können aber im ganzen Land (na gut, noch nicht ganz, aber das System wird ständig erweitert) verwendet und auch wieder aufgeladen werden. Die Karten können daneben auch z.B. für Schließfächer, an den omnipräsenten Verkaufsautomaten oder in den noch omnipräsenteren 24-Stunden-Läden  ("Konbini") verwendet werden. Verbundtarife gibt es dagegen nicht, da alle Verkehrsunternehmen Geld verdienen müssen und kaum öffentliche Subventionen gezahlt werden. 

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