Freitag, 3. April 2020

Auf nach Tokyo

Vor genau einem Jahr war ich für zwei Wochen in Japan, pünktlich zu Sakura, der Kirschblütensaison. Für den ÖV-Interessierten zweifelsohne eines der interessantesten Länder der Welt. Die Vielfalt auf der Schiene ist zwar noch beeindruckender - vom supereffizienten Shinkansen bis zu dutzenden verträumten Privatbahnen mit museumsreifem Gebraucht-Rollmaterial ist alles dabei, und das fast in jeder Ecke des Landes. Aber auch beim Bus gibt es eine vielzahl großer und kleiner Unternehmen, fast alle mit stolzer eigener Identität und Lackierung. Fahrzeugtypenmäßig wird es zwar mit nur noch zwei Herstellern (J-Bus und Mitsubishi Fuso) langsam etwas langweilig, aber es sind vor allem außerhalb der großen Städte auch noch viele Altfahrzeuge unterwegs.

Erster Anlaufpunkt war natürlich Tokyo. Die Stadt mit ihren 13 Millionen Einwohnern (35 Millionen im Ballungsraum) hat ein toll ausgebautes Nahverkehrssystem, vor allem natürlich auf der Schiene. Betrieben wird es von zwei U-Bahn-Unternehmen, sieben "großen" Privatbahnen und der ehemaligen Staatsbahn-Region JR East, längst ein hochprofitables Unternehmen. Dazu kommen noch mehrere Einschienenbahnen und Peoplemover. Für den Busverkehr in den inneren 23 Stadtbezirken (die üblicherweise als Innenstadt gezählt werden) sowie vier der 13 U-Bahn-Linien ist der städtische Verkehrsbetrieb Toei zuständig. Toei betreibt 138 Linien mit rund 1.500 Bussen von 12 Betriebshöfen (plus 7 Außenstellen). Die Busse tragen dreistellige Nummern, dazu einen Jahrsbuchstaben (2014 war man bei Z angekommen, 2015 hat man daher wieder mit A angefangen. Ein weiterer Buchstabe davor benennt den Betriebshof.


Toei A665 ist ein Isuzu Erga vom Baujahr 2015 (deshalb "A"). Wie fast alle neueren Stadtbusse handelt es sich dabei um ein Low-Entry-Modell, aufgenommen in der Nähe des Tokyoter Hauptbahnhofs.
Isuzu und Hino haben vor einigen Jahren die Busproduktion unter dem Namen J-Bus zusammengelegt, seit 2016 gibt es auch nur einen Bautyp, der wahlweise als Hino Blue Ribbon oder Isuzu Erga (auf dem er basiert) erhältlich ist. D309 ist ein 2018er-Modell aufgenommen in Asakusa.

Hybrid- und CNG-Busse gibt es zwar schon seit einige Jahren, andere alternative Antriebe aber noch kaum. Toei experimetiert mit mehreren Toyota/J-Bus-Brennstoffzellenbussen, wie  C103, aufgenommen im Nobel-Shoppingviertel Ginza.

Die meisten japanischen Busse haben Werksaufbauten, einziger Fremdaufbauer war Nishi-Nippon Shatai Kogyo (NSK) aus Kitakyushu, der zur Nishitetsu-Gruppe, Japans größtem Busbetrieb gehört. Inzwischen baut man da wohl nichts mehr, es fahren aber noch etliche Fahrzeuge mit NSK B-96-Aufbau, so wie Toei P511 von 2006, aufgenommen auch in Asakusa. Das Chassis kann man leider kaum erraten, hier ergibt eine Recherche aber, dass das ein Hino Blue Ribbon ist. 
Toei S133 ist ein Hino Blue Ribbon City (der "normale" Blue Ribbon hat einen etwas anderen Aufbau) mit Hybridantrieb (und Schaltgetriebe....!!!!), ebenfalls in Asakusa

Und zum Schluss noch eine Spezialität: Auf der Touristenlinie S-1 setzt Toei einige Busse mit Retro-Karrosserien ein, die irgendwie an die Üstra´schen Irvine-Citaros erinnern. L656 hat ein Hino-Chassis, allerdings das eines Rainbow-Midibusses.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen